Das Kartenspiel

[299] Das Kartenspiel, dessen Erfindung sich die Franzosen fälschlich zueignen, schreibt sich ohne Zweifel aus dem Morgenlande her: auch ist der Name, den die Karten anfangs in Europa führten, Morgenländisch; sie wurden nehmlich Naibi, Naipes genannt, welches so viel als »Vorhersehung« »Wahrsagung« bedeutet. Besonders ist es durch die Zigeuner, wo nicht erfunden, doch zuerst in Asien und Afrika, und dann durch die Araber und Saracenen in Europa bekannt gemacht worden, wo es in den Ländern, die weiter gegen Morgen und Mittag liegen, früher, in denen, die mehr gegen Abend liegen, später gebräuchlich wurde. So wie die Italiäner die ersten Spielkarten aufzuzeigen haben (im J. 1299 wird der Karten in Italien zuerst gedacht), so war ihr ältestes bekanntes Kartenspiel das Trappolierspiel, welches in das alte und neue – welches letztere auch das Tarokspiel heißt, und von den Italiänern erfunden worden sein soll – eingetheilt wird. Nach Deutschland kamen die Karten, einer alten Nachricht zu Folge, zu Anfange des 14. Jahrhunderts: und hier ist es, wo (höchst wahrscheinlich) die [299] Kunst Karten zu drucken erfunden wurde; denn die ersten Karten wurden gemahlt. Außerdem haben die Deutschen die Figuren, Bilder und Zeichnungen der Karten nach ihrer Landesart eingerichtet (welches die Namen Schellen, Eicheln, der große und kleine Wenzel etc zu beweisen scheinen), auch manche besondre Arten des Kartenspiels erfunden, wohin besonders das Lanzknechtsspiel (welches von den Soldaten, die damahls Lanzknechte hießen, erfunden oder doch häufig gespielt wurde) gehört, welches man für das älteste Deutsche Kartenspiel hält. In Frankreich findet man die erste sichere Spur von Karten i. J. 1361, und das älteste Französische Kartenspiel Lansquenet ist ohne Zweifel das Deutsche Lanzknecht. – Ueber einzelne Spiele, als Lʼhombre, Piquet etc. sehe man die auf dieselben sich beziehenden Artikel.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 299-300.
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