Der Steinhock

[369] Der Steinhock ist eine Art wilder Ziegen (mit denen er auch die Gestalt und die Geschlechtskennzeichen gemein hat, aber weit größer und stärker – oft wohl 2 Centner schwer ist), von kurzem fahlen Haar, mit einem langen schwarzen Barte, und breiten, hinterwärts gestreckten, mondförmigen und 3 bis 4 Fuß langen Hörnern versehen, die ihm hauptsächlich zu seinem bessern Fortkommen auf den jähesten Felsen dienen, indem er, wenn er von einer Höhe herabstürzt, mit denselben so geschickt einzusetzen weiß, daß er nie durch seinen Sturz beschädigt wird. Man findet ihn auf den höchsten Schweizer-Gebirgen, auf unzugänglichen Klippen und Felsenspitzen, auf den Pyrenäen, in Sibirien und Kamtschatka, auch häufig auf der Insel Candia: seine Nahrung sind die auf den Gebirgen wachsenden aromatischen Kräuter. Die Jagd auf denselben – eine der [369] gefährlichsten, indem der Jäger öfters sich entweder so versteigt, daß kein Rückweg möglich ist, oder auch unversehens in einen Abgrund hinabstürzt und zerschmettert, oder wohl auch von dem geängstigten Thiere, das über ihn hinwegsetzt, mit hinabgerissen wird – ist von sehr großem Nutzen, denn nicht bloß sein Fleisch ist sehr schmackhaft und gesund, sondern auch seine Haut dient sowohl zu einem Leder, als zum Pelz; sein Blut wird als ein sehr gutes Stein zermalmendes Mittel gerühmt, und endlich sind seine Hörner zu Trinkgeschirren sehr gesucht.

In der Astronomie nimmt der Steinbock (Capricornus) auch einen bedeutenden Platz ein: er ist das zehnte Gestirn im Thierkreise, und der zehnte Theil der Ekliptik hat davon seinen Namen: man zählt 86 Sterne dazu.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 369-370.
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