Die Alpen

[39] Die Alpen. Diese hohen, dem Freund und Kenner der Natur so interessanten Gebirge, welche Frankreich von Deutschland und Italien scheiden, fangen unweit Nizza am Genuesischen Meere an und gehen bis an das Adriatische Meer, ungefähr 180 Meilen in einer Reihe fort. Sie haben nach ihren Gegenden verschiedene Namen, z. B. die Meeralpen, die Cottischen (hier ist der merkwürdige Berg Cenis, über welchen der Weg aus Savoyen nach Piemont geht), die Griechischen, die Penninischen, die hohen Alpen u. s. f. Sie sind zum Theil stets mit Schnee bedeckt. Ueber die Alpen rollt kein Rad, wie Haller zu sagen pflegte; man macht daher die Reise in die hohen Gebirge der Alpen, wenn man sichs getraut, zu Fuß oder auf Pferden und auf Maulthieren aus der dasigen Gegend, welche die gefährlichsten und beschwerlichsten Stellen mit der größten Sicherheit überwinden. Es war gewiß ein sehr kühnes Unternehmen, als Hannibal mit seinem Heere den Weg über die Alpen nach Italien machte; es soll der Berg Cenis sein, über welchen er gezogen. Mit ähnlichem Muthe haben die Franzosen im Sommer 1794 das nehmliche Gebirge erstiegen. Grindelwald und Chamouny sind das gewöhnliche Ziel der Alpenwanderungen solcher Reisenden, die keinen Beruf fühlen, sich zu weit in das Innere der Alpen zu vertiefen, und doch gern sagen möchten, sie wären in den Alpen gewesen; das erstere besucht man von Bern das andre von Genf aus. (Sehr brauchbar ist Storrs Alpenreise vom Jahr 1781, 2 Theile. Für den Physiker hat [39] de Saussure eine sehr schätzbare, wenn auch ein wenig zu weitschweifige, Beschreibung der Alpen geliefert.)

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 39-40.
Lizenz:
Faksimiles:
39 | 40
Kategorien: