Die Buchdruckerkunst

[186] Die Buchdruckerkunst. Die Ehre dieser so wohlthätigen Erfindung des menschlichen Geistes gebührt der Deutschen Nation. Die Entdeckung geschah nicht auf einmahl, sondern ging stufenweise. Wahrscheinlich gaben die in Holz ausgeschnittenen Spielkarten, welche ums Jahr 1360 in Deutschland erfunden worden waren, die erste Veranlassung dazu. Man kam nehmlich auf den Gedanken, auch andere Darstellungen in Holz einzuschneiden, z. B. Bilder von Heiligen, oder historische Vorstellungen aus der Bibel, unter welche man zugleich einige Zeilen Schrift einschnitt, die vielleicht zur Erklärung des Bildes dienen sollten. Aber das Verfahren war äußerst mühsam; weil man alles, was man auf diese Art abdrucken wollte, erst in neue Holztafeln einschnitzen mußte. Dieser Unbequemlichkeit suchte nun der eigentliche Erfinder der Buchdruckerkunst, Johann Guttenberg, aus Mainz gebürtig (aber seit 1430 in Straßburg wohnhaft), in Verbindung mit einigen andern Künstlern, abzuhelfen, und erfand zwischen den Jahren 1436 bis 1440 den Druck mit einzelnen, beweglichen, hölzernen, oder auch aus Zinn geschnittenen Buchstaben. Ums Jahr 1445 kehrte er mit dieser Erfindung nach Mainz zurück, nahm den dasigen reichen Bürger Johann Faust zu seinem Gehülfen, und arbeitete nun mit diesem gemeinschaftlich an der Verbesserung der Buchdruckerkunst. Peter Schoiffer, Fausts Schwiegersohn, trat der Gesellschaft bald nachher auch bei, und verschaffte ihr durch seine Erfindung der gegossenen Buchstaben beträchtliche Vortheile. Guttenberg, dem die ganze Unternehmung einen großen Kostenaufwand verursacht hatte, konnte das ihm von Faust vorgestreckte beträchtliche Gelddarlehn nicht wieder bezahlen, und sah sich deßwegen genöthigt, seinen Gehülfen die ganze Officin im Jahr 1454 allein zu überlassen. Zwar legte er bald darauf eine neue Presse an; allein sie scheint keinen großen Fortgang gehabt zu haben, den Guttenberg starb um das Jahr 1467 in großer Dürftigkeit, nachdem er die Früchte seiner herrlichen Erfindung andern hatte überlassen müssen. Der Nachwelt blieb es vorbehalten, seinen Verdiensten [186] vollkommene Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; und in den neuern Zeiten machten sichs die angesehensten Literatoren Deutschlands zur Pflicht, ihn vorzüglich gegen die Anmaßungen der Holländer, die so gern ihren Landsmann, Lorenz Coster aus Harlem, zum Erfinder der Buchdruckerkunst machen möchten, zu vertheidigen. – Unter die Künstler, welche sich in diesem Jahrhundert entschiedene Verdienste um die Vervollkommnung dieser Kunst erworben haben, gehört besonders Didot in Paris, Baskerville in Biemingham, Bodoni in Parma, Breitkopf in Leipzig, und Unger in Berlin.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 186-187.
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