Die Grottesken oder Grillenwerk

[141] Die Grottesken oder Grillenwerk, chimärische Zusammensetzungen von Menschen- und Thierfiguren, mit Blumen und Laubwerk verflochten, welche, genau genommen, wenig von den Arabesken verschieden sind. Sie wurden zuerst in den Grotten der alten Römer entdeckt, und erhielten dadurch, daß Raphael die von ihm erfundenen Grottesken durch seinen Schüler Nanni da Udina in der Gallerie des Vaticanischen Pallastes ausführen ließ, ein Ansehen, das in unsern Tagen bis zur Mode gestiegen ist. Wenn an einem andern Orte (s. den Art. Arabesken) gesagt worden ist, daß dieser Geschmack nicht durchgängig Beifall verdiene, so heißt dieses bestimmter so viel, daß man wohl Cabinets, Boudoirs und andere Gegenstände, welche eine leichte Zierlichkeit erfordern, geschmackvoll damit verzieren könne, daß sich aber diese [141] Zierathen nicht an Orte wagen dürfen, welche dem Künstler ein Feld zu größern Compositionen darbieten. – Von den Grottesken schreibt sich auch der Ausdruck grottesk, chimärisch, abenteuerlich, her.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 141-142.
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