[259] Die Janitscharen, auf Türkisch Jen-Ytschjeri, d. h. neue Soldaten, haben ihren Namen daher erhalten, weil sie nicht gleich zu Anfange der Türkischen Monarchie, sondern erst 1362 vom Sultan Murad I. gestiftet worden sind. Ursprünglich bestanden sie bloß aus Christen, die entweder Kriegsgefangene waren, oder von ihren Aeltern aus Armuth dem Sultan Statt des Tributs als Soldaten übergeben wurden; jetzt aber nimmt man gewöhnlich nur geborne Türken unter sie auf. Sie sind die Infanterie der Pforte, und bestehen aus zweierlei Arten, nehmlich den eigentlichen Janitscharen oder Janitscharen der Pforte, und den geringern Janitscharen. Erstere bestehen aus 162 Odas oder Regimentern (eigentlich Kammern, weil jedes Regiment in Constantinopel in großen Zimmern beisammen wohnt); jede Oda soll 800 Mann begreifen, enthält aber oft kaum 400. Der Commandeur einer Oda heißt Oda-Baschi, und der Ober-Befehlshaber über alle Janitscharen ist der Janitscharen-Aga. Aus ihnen wird die Leibwache des Sultans (Solakì und Peikì genannt) genommen. Sie erhalten außer dem Solde noch Speise und Kleidung; und ihre Waffen, die sie jedoch nur im Kriege führen, sind eine Flinte, eine Pistole und ein Messer, nebst einem kurzen Säbel. Sie sind geschickter im Hieb als im Gebrauch des Feuergewehrs: ihr Angriff ist wüthend, aber ohne Ordnung; ihr Muth erkaltet nach dem geringsten Unglück; und wo sie nur hinkommen, machen sie alles zur Einöde. – Die geringern Janitscharen, deren die Pforte nicht selten über 100,000 zählt, sind eine bloße undisciplinirte Landmiliz, die durch die ganze Türkei zerstreut ist, meist keinen Sold erhält und Handwerke treibt. Sie sollen eigentlich bloß die Orte, besonders die Festungen, wo sie wohnen, vertheidigen, und werden daher nur im Nothfall ins Feld gestellt. Die Janitscharen tragen eine große herabhängende weiße Mütze, die beinahe wie ein Mannsärmel gestaltet [259] ist, und in deren weitestes Ende der Kopf gesteckt wird; außer dieser Mütze findet sich nur wenig Einförmiges, wodurch sich die Tracht der Janitscharen von der Tracht der andern Türken unterschiede; und jeder wählt die Farbe des Kleides nach seinem Gefallen.