Die Mediceer

[102] Die Mediceer, eine berühmte Familie in Florenz, welche zu der Zeit, da der Adel und die Bürger mit einander um die Oberherrschaft kämpften, an die Spitze der Geschäfte gestellt wurde, weil Johann von Medici mit vieler Klugheit und Mäßigung keiner Partei zu nahe trat, und dabei das Wohl der ärmern Volksclassen nie aus den Augen verlor. Weit berühmter aber ward sein Sohn Cosmus und dessen Enkel Lorenzo von Medici, wovon der erstere im [102] Jahre 1428 und der letztere 1472 der Florentinischen Republik vorstand. Cosmus vereinigte mit einem rühmlichen Fleiße und einer anhaltenden Betriebsamkeit den liebenswürdigsten Charakter, und besaß außer den Eigenschaften, die zum Regieren eines Staats erfordert werden, so viele häusliche Tugenden, daß seine Mitbürger ihm nicht nur willig gehorchten, sondern ihn als Vater schätzten und verehrten. Erverwaltete und vermehrte die Einkünfte der Republik mit so glücklichem Erfolge, daß er im Stande war, beträchtliche Summen zu verleihen, und dadurch mehrere Fürsten und Könige Europens gewisser Maßen von sich abhängig zu machen. Sein Enkel Lorenzo übertraf ihn an Geschmeidigkeit, Feinheit des Geschmacks und Prachtliebe. Unter ihm erreichte Florenz den höchsten Gipfel des Ansehens, und der Glanz seines Hauses verdunkelte die Höfe mächtiger Fürsten und Herren. Lorenzo zog die aufgeklärtesten Männer seiner Zeit zu sich, und lebte mit ihnen in der engsten Freundschaft. Ueberhaupt gehörten alle Medice er zu den mächtigsten Beförderern und wohlthätigsten Beschützern der Wissenschaften und Künste, welche, durch die Barbarei der finstern Jahrhunderte niedergedrückt, durch sie aus der Dunkelheit hervorgezogen und aufs neue belebt wurden. Sie verwendeten ansehnliche Summen, um Statuen und andere Denkmähler des Alterthums aufzusuchen, und aus den überall zerstreuten und kostbaren Handschriften der alten Classiker Bibliotheken anlegen zu lassen; Florenz wurde daher durch ihre Bemühungen der Mittelpunkt alles Wissenswürdigen und ein Sammelplatz der besten Köpfe der damahligen Zeit. Die Nachkommen des Lorenzo hatten mit abwechselndem Glücke zu kämpfen, und wären beinahe in Gefahr gekommen, durch Verschwörungen, welche Mißvergnügte gegen sie zu erregen anfingen, ihr ganzes Ansehen im Staate und die Zügel der Regierung zu verlieren, wenn nicht mehrere Päpste sich ihrer angenommen und besonders die Deutschen Kaiser ihre Familie 1531 zur herzoglichen, und 1576 sogar zur großherzoglichen Würde erhoben hätten. Seitdem behaupteten sie sich in ihrem ehemahligen Range, bis im Jahre 1737 mit dem Großherzoge Johann Gasto das Haus ausstarb, und das Großherzogthum unter die Botmäßigkeit des Herzogs [103] von Lothringen kam, der unter dem Namen Franz I. als Deutscher Kaiser bekannt wurde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 102-104.
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