Die Seapoys

[205] Die Seapoys (sprich Sipavs) sind Eingeborne von Ostindien, die den Europäern in ihren dasigen Colonien für Geld als Infanterie dienen. Die Franzosen sahen zuerst ein, daß die Transportirung Europäischer Truppen in jene Pflanzungen zu kostbar sei, und daß die meisten zur See oder in Ostindien selbst ein Opfer des veränderten Climaʼs würden; sie nahmen also Hindus in Sold: die Engländer ahmten dieß bald nach, und Lord Clive erhielt in Bengalen allein 32 Regimenter. Sie bekommen monathlich ungefähr 5 Thaler Sold, im Kriege aber die Hälfte mehr, bestehen aus Grenadier- und Füseliercompagnien, und haben auch Feldstücken, bei denen jedoch Europäische Artilleristen sind. Ihre Kleidung ist sehr leicht und bequem, denn sie besteht bloß in einer rothen Tuchjacke (deren Aufschläge bei jedem Regiment anders sind), einem Leibchen von weißem Cattun unter derselben, Beinkleidern, die nur die halben Lenden bedecken, und ein paar Bambuschen oder Pantoffeln mit vorn gekrümmten Spitzen; Strümpfe haben sie nie, und den Kopf deckt eine Art von leichtem Turban. Ihre Waffen besteben in einer Flinte und einem Degen, den sie an einem über die Achsel gehängten Riemen tragen. Sie sind zwar nicht so tapfer und geschickt als die Europäische Miliz; aber sie werden eben deßwegen auch [205] nicht geschont, und zur Avantgarde, zum kleinen Kriege, und überhaupt zu den gefährlichsten Unternehmungen genommen, wobei sie sehr gute Dienste leisten. Auch sind sie duldsam und unermüdet; und das Gesetz der Hindus, welches verbietet, Fleisch und alles was von Thieren herrührt zu essen, macht sie sehr mäßig und genügsam.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 205-206.
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