Epikur

[391] Epikur, ein berühmter Philosoph des Alterthums aus Gargettus bey Athen, gest. 271 J. vor Chr. Geb. im 72. Jahre seines Lebens, lehrte in genannter Stadt ein System der Philosophie, das großen Theils ganz neu war, und fand zahlreiche Anhänger. Sein Leben war nach dem allgemeinen Urtheile seiner Freunde und Feinde musterhaft; allein nicht so einstimmig ist das Lob, welches man seiner Philosophie ertheilt; ja man hat behauptet, daß er die sinnlichen Vergnügungen zum höchsten Ziel alles Strebens gemacht und die verabscheuungswürdigste Moral gelehrt habe. Allein seine Schüler verstanden sein System nicht, und gaben durch ihre Ausschweifungen Gelegenheit zum ungerechten Tadel ihres Lehrers, dessen Philosophie bloß in ein gefälliges Gewand gekleidet, und von der Strenge der Stoiker eben so weit, als von der Niedrigkeit der unächten Cyniker entfernt war. Seine Moral war in so fern geläutert, wie fern er zwar Glückseligkeit als das höchste Gut des Menschen, aber reine und unverfälschte Tugend als den einzigen Weg zu diesem Glücke betrachtete; aber sie war es nicht in dem Grade, daß er die Tugend um ihrer selbst willen, (nicht wegen ihrer glücklichen Folgen) empfohlen hätte. Seine Philosophie, deren Sätze uns besonders der Römer Lucrez aufbehalten hat, wurde zwar ziemlich beliebt, fand aber nie so viele Nachfolger als die Stoische und Platonische Schule.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 391.
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