Giovanni Battista Pergolesi

[386] [386] Giovanni Battista Pergolesi, geb. zu Casoria bei Neapel im. J. 1704, wurde schon sehr früh im Conservatorie del Poveri di Giesu Christo zu Neapel aufgenommen, wo sich sein Talent für die Musik unter Anleitung des damahligen Vorgesetzten, Gaetano Greco, bald entwickelte. Im vierzehnten Jahre verließ er das Conservatorium, und ward nun ein Schüler des Vinci in der Singcomposition, dessen Manier er sich eigen zu machen, so wie den Styl des damahls in Italien allgemein beliebten Hasse zu erreichen suchte. Seine ersten Versuche in der Oper machten indessen zu Neapel kein Glück; und nur durch die Unterstützung des Prinzen von Stigliano wurde er vom Jahre 1730 bis 34 beim Teatro nuovo angestellt. Auch zu Rom, wo er 1735 die Oper Olimpiade von Metastasio componiren mußte, erfuhr er die Kränkung, daß dieselbe mißfiel, und hingegen Duniʼs Oper, Nerone, mit dem größten Beifall ausgezeichnet wurde, obgleich dieser sein Nebenbuhler selbst es für Ungerechtigkeit erklärte und über seinen Sieg erröthete. Pergolesi, welcher wieder nach Neapel zurückgekehrt war, mußte auf Verlangen des Herzogs von Matalone noch einmahl componiren, und zwar eine Messe und die Vespern für das Fest eines Heiligen. Diese Composition wurde zu Rom mit so allgemeinem Beifalle aufgenommen, daß er darüber die ihm widerfahrnen Ungerechtigkeiten vergessen konnte. Indessen nahm seine Gesundheit täglich ab; auf Zureden seiner Freunde bezog er ein kleines Landhaus zu Torre del Greco, unweit Neapel, wo er auch sein berühmtes stabat mater setzte, aber bald im Lenze seines Lebens, im 33. Jahre, 1737 an der Auszehrung starb. – Nicht leicht ist wohl einem im Leben verkannten Künstler kurz nach seinem Tode solche Genugthuung geschehen als Pergolesi. Ganz Italien wetteiferte nun auf den Theatern sowohl als in den Kirchen, seine vorher verachteten und hintangesetzten Compositionen aufzuführen; und selbst seine ersten Arbeiten, die unbedeutendsten Possenspiele, wurden eifrigst gesucht, gesammelt und aufgeführt. Bei seinem Leben hingegen hatte er wirklich nicht Aufsehen genug gemacht, um etwa durch sein Glück oder seinen Ruhm den Neid in dem Grade zu erwecken, daß man ihn durch Gift [387] hätte aus der Welt schaffen sollen, wie ein ganz ungegründetes Gerücht immer hat behaupten wollen, zumahl da es bekannt genug ist, daß die Schwindsucht 5 bis 6 Jahre vorher an seinem Leben gezehrt hatte. – Den Werth seiner Compositionen, und besonders des stabat mater, worauf sich eigentlich sein ganzer Ruhm gründet, und zu welchem von Klopstock eine Deutsche Parodie verfertigt worden ist, hat man neuerlich, besonders von Seiten der Correctheit und der harmonischen Reinheit, ziemlich hart in Zweifel gezogen und angefochten. Allein wenn man, nach einer Bemerkung Eschenburgs (in der Uebersetzung des 4. Bandes von Burneys Gesch. der Musik), durch die elende Poesie des Textes nicht zu sehr zum Tadel sich hinreißen läßt, so bleibt es von Seiten des Compositeurs immer Verdienst, so viel noch daraus gemacht zu haben; auch fand Klopstock die Composition seiner so vortrefflichen Parodie würdig, so daß sie unter dieser Begleitung eines der größten Dichter immer noch ihre Wirkung thut und ihren Werth behauptet. – In Rücksicht seiner theatralischen Compositionen gab besonders sein Intermezzo la serva padrona einen neuen Ton für die Französische Operette an: es wurde zu Paris, ungeachtet die Franzosen wider alle Italiänische Musik eingenommen waren, mit außerordentlichem Beifall aufgenommen; und dieß mag wohl seine Verehrer bewogen haben, ihn zum Schöpfer eines eignen Geschmacks zu erheben, während er bloß Verbesserer der Französischen Operette genannt werden kann.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 386-388.
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