Guido Reni [2]

[178] Guido Reni, einer der berühmten Mahler des 17ten Jahrhunderts, geb. zu Bologna 1575. Anfangs wollte ihn sein Vater, ein großer Flötenspieler, hauptsächlich zur Musik anführen; allein sein Hang zur Mahlerei entschied bald, und er erhielt in dieser Kunst den Dionysius Calvart zum Lehrer. In der Schule des Ludwig Caraccio, in welche [178] er sich nachher begab, verfertigte er schon in seinem zwanzigsten Jahre Gemählde, die die Eifersucht des Hannibal Caraccio rege machten. Anfangs arbeitete er in der Manier des Caravagio; allein durch eine Aeußerung des Hannibal aufmerksam gemacht, wählte er die entgegengesetzte – leichtere Manier, die mehr Reitzendes und Gefälliges hatte, und ward nun eben darin groß. Bald trieb ihn auch das Verlangen, die merkwürdigsten Werke der Kunst zu sehen, nach Rom; und hier setzte er sich trotz der mancherlei Kränkungen und Verfolgungen, die der Neid ihm zuzog, dennoch in solch ein Ansehen, daß der Pabst Paul V. ihn vor allen wählte, die Privatkapelle im Pallaste von monte cavallo zu mahlen. Durch das störrige Betragen des päpstlichen Zahlmeisters, der ihm die versprochene Zahlung vorenthielt, bewogen, ging er heimlich nach Bologna: aber er wurde eiligst wieder zurückberufen, auf die ehrenvollste Art eingehohlt; und es wurde ihm außer dem monathlichen Gehalt Wohnung, Tafel und Wagen im Vatican zugesichert. Gern hätten ihn seine Freunde für immer in Rom behalten; allein da in der Folge der monathl. Gehalt und andere Verheißungen außenblieben, so kehrte er nach Bologna zurück. Sein unglücklicher Hang zum Spielen – mehrere mahl verlor er in einem Abend gegen 2000 Doublonen – ließ ihn leider die letzte Zeit, um nur Geld zu verdienen, mit größerer Geschwindigkeit arbeiten, und dadurch zum Theil an dem Werthe verlieren, den er in seinen ersten Werken so ganz begründet hatte. Er starb 1642 zu Bologna, im 67. Jahre seines Alters. – Leicht und fließend war sein Pinsel; seine angenehmen geistreichen Ausarbeitungen, seine richtige Zeichnung, seine lebhaften Carnationen, seine reichen Zusammensetzungen haben ihn vorzüglich ausgezeichnet. Eins seiner größten Meisterstücke, die vier heiligen Ausleger, wurde von Rom nach England für 12000 Gulden verkauft, ging aber auf dem Meere unter. – Uebrigens arbeitete Guido allemahl mit einem gewissen Anstande, angekleidet und mit dem Mantel um den linken Arm. So groß auch seine Bescheidenheit war – er verbrannte z. B. die meisten Briefe von vornehmen Personen und[179] Gelehrten, die seiner Eigenliebe zu sehr schmeichelten – so hatte er doch, sobald es auf die Ehre seiner Kunst ankam, einen eignen Stolz. So hielt er den Ausdruck: der Preis eines Gemähldes für unanständig, er wollte es Belohnung des Mahlers genannt wissen; das Geld foderte er nie selbst, sondern ließ durch einen Dritten immer die Sache abmachen. Den großen Herren schickte er seine Gemählde, ohne einen Preis zu bestimmen, und erhielt oft dadurch desto ansehnlichere Bezahlungen. Er stattete auch bei keinem Großen seinen Gegenbesuch ab.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 178-180.
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