Jacob von Keith

[304] Jacob von Keith, einer der merkwürdigsten Feldherren unsers Jahrhunderts, war 1696 in Schottland geboren, und stammte aus dem alten Geschlechte der Grafen von Marschall. Innere Unruhen bewogen ihn, sein Vaterland, in welchem er studirt und die ersten Kriegsdienste gethan hatte, zu verlassen und als Oberster in Spanische Dienste zu treten (1716). Hierauf ging er, da ihn seine (die protestantische) Religion an der Beförderung hinderte, i. J. 1728 nach Rußland, stieg nach und nach zu den Würden eines Generals en Chef und Gouverneurs der Ukraine, erhielt wegen seiner ausgezeichneten Verdienste den Andreas und den Alexander-Newski-Orden, und erwarb sich i. J. 1734, da er dem König August in Pohlen zu Hülfe eilte, i. J. 1737, da er die Türken besiegte und Ockzakow erobern half, noch mehr aber in den J. 1741 bis 1743 im Kriege gegen die Schweden, die er sogar zur See schlug, außerordentlichen Ruhm. Aber noch unverwelklicher waren die Lorbern, die er unter Friedrichs II. Fahnen errang. Er verließ i. J. 1747 die Russischen Dienste, in welchen er durch den Kanzler Bestuchef disjustirt worden war, ward Preußischer General-Feldmarschall, auch 1749 Gouverneur von Berlin und Ritter des schwarzen Adlerordens, und genoß das unumschränkteste Zutrauen des großen Monarchen, dessen [304] Rathgeber er oft war. Er begleitete den König im siebenjährigen Kriege fast auf allen Feldzügen mit einem eignen großen Heere, half die Sächsische Armee bei Pirna gefangen nehmen, die Schlachten bei Lowositz und Roßbach gewinnen, belagerte Prag mit Nachdruck und großer Klugheit, und würde auch i. J. 1758 Olmütz (dessen Belagerung er unter den mißlichsten Umständen commandirte) erobert haben, wenn nicht ein Fourage- und Munitions-Transport, der zu ihm stoßen sollte, weggenommen worden wäre. Er zog sich nun ohne Verlust zurück, und wurde durch eine Krankheit verhindert, bei Zorndorf zu sein. Kaum war er genesen, so kehrte er zu des Königs Heer zurück (d. 11. Oct. 1758), um drei Tage nachher im mörderischen Ueberfall bei Hochkirchen (d. 14. Oct.) für das Vaterland zu bluten. Dreimahl schlug er im Dunkel der Nacht die dichten Scharen der Oestreicher vom Dorfe Hochkirchen zurück: allein er bekam nach einem fürchterlichen Kampfe zwei Wunden in den Unterleib; eine Stückkugel stürzte ihn vom Pferde, und er starb auf dem Schlachtfelde. Wenig Helden verdienen ein Lob wie er. Unter steten Siegen war er leutselig und schonend; sein Herz war edel und uneigennützig: und mitten unter dem Waffengeräusch liebte er die Wissenschaften, in denen er es sehr weit gebracht hatte. Er verstand zehn Sprachen, und hatte viele Reisen als Staatsmann, besonders als Gesandter, mit dem glücklichsten Erfolg gethan. Friedrich II. hat ihm auf dem Wilhelmsplatz zu Berlin in der Friedrichsstadt eine marmorne Bildsäule errichten lassen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 304-305.
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