[261] Janus (Mythol.) wurde von den Römern als Gott des Jahres und des Friedens, zugleich als himmlischer Pförtner und Aufseher über die Thüren und Eingänge verehrt, und als ein alter Mann mit zwei Gesichtern, einem jugendlichen und einem bejahrten, und einen[261] Schlüssel in der Hand haltend abgebildet. Er hatte einen berühmten Tempel zu Rom; dieser wurde zum Zeichen, daß die Glückseligkeit des Friedens verschwunden sei, bei jedem angehenden Kriege geöffnet (damit jeder Römer um Herstellung des Friedens bitten möchte) und erst bei dem Frieden geschlossen. Von der Gründung des Römischen Staats bis auf die Zeiten Augusts (ein Zeitraum von 723 Jahren) ist dieser Tempel nur drei Mahl geschlossen gewesen! Er war, den alten Sagen zu Folge, der erste König Italiens, lehrte gemeinschaftlich mit dem Saturn, der damahls aus dem Himmel verstoßen worden war, den Ackerbau und die Künste des Friedens, und regierte so wohlthätig und vortrefflich, daß man das goldne Zeitalter unter seine Regierung versetzte. Da man nun nichts mehr wünschen konnte, als daß jedes Jahr so freudenvoll sein möchte, als die Jahre des Janus waren, so wurde ihm auch der Lauf des Jahres geheiligt, und der Januar bekam von ihm seinen Namen. Auch die Abbildung dieses Gottes mit zwei Gesichtern scheint (wie Gedike in seiner Vorlesung bei Gelegenheit der letzten Friedensfeier Preußens, im Berliner Archiv der Zeit, 1795 November, vermuthet) ihren Ursprung daher zu haben. Janus blickt nehmlich mit dem greisenden Antlitz voll von Wehmuth in das längst von der Erde entflohene goldne Zeitalter des allgemeinen Friedens zurück, und schaut mit hoffnungsvollem Jugendblick vorwärts in eine heitere Zukunft, in welcher jenes glückliche Menschenalter wiederkehren und ein ewiger Friede der Völker herrschen wird.