[139] Johann George Schröpfer, ein plumper Charlatan und Geisterbeschworer der neuern Zeit, der das Aufsehen, das er machte, keineswegs perdiente. Es war in der That sonderbar, wie er, der in Leipzig Kaffeeschenke war, auf den Einfall kommen konnte, den Magier zu spielen: allein unverschämte Dreustigkeit und eine unwiderstehliche Neigung, sich wichtig zu machen, führten ihn zu den abenteuerlichsten Unternehmungen; er nahm auf einmahl den Charakter eines Französischen Obersten und den Namen eines Baron von Steinbach an. Der Freimaurer-Orden hatte, seinem Vorgeben nach, viel von seiner ursprünglichen[139] Reinheit verloren: er fühlte sich berufen, ihn wieder herzustellen; allein dieß glückte ihm nicht. Er erhielt für seine Unbesonnenheiten gerichtliche und außergerichtliche Züchtigungen, und mußte seine Reformationen der Freimaurerei aufgeben. Mehr Aufsehen machte er als Geisterbeschwörer, und doch zeigte er von dieser Seite gerade seine größte Blöße. Wenn man bedenkt, daß er nur wenigen Auserwählten den Zutritt zu seinen Beschwörungen verstattete, ihnen vorher durch geistige Getränke die Köpfe erhitzte, die schauerlichsten Vorkehrungen zur Erscheinung traf, mit geweihten Knochen, Crucifixen und ein mattes Licht verbreitenden Kerzen umherlief und endlich das Zimmer mit einem undurchdringlichen Nebel anfüllen ließ; so ist es beinahe unglaublich, wie man die erschienenen Dunstgestalten habe für Erscheinungen von Verstorbenen halten und in den dumpfen Tönen, welche sie auf den Befehl des Beschwörers von sich gaben, ihre Stimme erkennen können. Die Operationen wurden wahrscheinlich durch optische Spiegel und durch die Electricität bewirkt; daher erhielt einst ein etwas beherzter Zuschauer, als er eine Erscheinung berührte, einen derben Schlag. – Daß Schröpfer das Werkzeug einer Parthei gewesen und nachher von ihr verlassen worden sei, ist noch nicht bewiesen, aber wahrscheinlich, weil sonst seine Betrügereien weit früher würden entdeckt und nachdrücklicher geahndet worden sein. Unter dem Vorwande, einigen Freunden etwas ganz Außerordentliches zu zeigen, ging er mit diesen am 8. Octbr. 1774 in das Rosenthal bei Leipzig, entfernte sich seitwärts und jagte sich mit einem Pistolenschuß eine Kugel durch den Kopf. Aus seinen Papieren erhellte, daß er diesen Schritt mit aller Ueberlegung gethan hatte; aus der Verdorbenheit seines Charakters und der Rohheit seiner Sitten ist es auch sehr leicht zu erklären, daß er sogleich zur Verzweiflung überging, da er entweder Geldmangel verspürte oder eine harte Züchtigung für seine Betrügereien befürchtete.