[157] Johann Wilhelm Häßler, geb. zu Erfurt 1747, vorher Musikdirector und Organist an der Barfüßer-Kirche zu Erfurt, gegenwärtig zu Moskau, ist ohne Zweifel einer unserer größten Clavier- und Orgelspieler. Sein Vater hatte ihn zum Plüschmützen-Macher bestimmt, und trotz der außerordentlichen Neigung zur Musik, welche dieß Genie bei allen Gelegenheiten zeigte, ließ er ihn dennoch im vierzehnten Jahre zum Gesellen in seiner Mützenfabrik lossprechen. Zu gleicher Zeit wurde er aber auch, nachdem er seit seinem neunten Jahre den Unterricht eines Seb. Bachischen Schülers, des Organisten Kittel, genossen hatte, zum Organisten an der Barfüßer-Kirche erwählt; und jetzt trat er, mit dem Organisten-Paß und dem Empfehlungsschreiben seiner Kirchen-Inspection in der einen, mit der gedruckten Kundschaft in der andern Hand, seine Wanderjahre an. Allein die Progressen, die er mehr zu Ehren des erstern als des [157] letztern machte, bewogen seinen Vater, ihn zurück zu rufen, worauf Häßler denn auch bald nach des Vaters Tode die Fabrik mit seiner Mutter gemeinschaftlich übernahm. Er trat 1771 seine Reisen – mehr als Tonkünstler denn als Kaufmann – an, genoß besonders in Leipzig und Hamburg zu seiner großen Vervollkommnung den Umgang von Hiller und Bach, und stiftete endlich 1780 zu Erfurt das noch bestehende Winterconcert. Nach mehrern Jahren gab er endlich seine Fabrik auf, um ganz der Musik zu leben, ging darauf nach Petersburg, wo er 1793 vom damahligen Großfürsten, gegenwärtigen Kaiser von Rußland, als Clavicembalist mit tausend Rubel Gehalt angestellt wurde, indessen seine Gattin – auch eine brave Künstlerin, besonders in Hinsicht auf Gesang – das von ihm gestiftete Concert mit unermüdetem Eifer fortsetzte, bis sie 1796 ihrem Gatten, der sich nunmehr nach Moskau gewendet hat, dahin nachfolgte. Die Fertigkeit, mit welcher Häßler alle Stücke vom Blatte spielt, die Präcision und der Ausdruck, durch welche er, besonders auch im Fantasiren, auf der Orgel und dem Clavier in Erstaunen setzt, erwerben ihm den Ruf eines der größten Virtuosen auf seinem Instrumente, so wie seine Compositionen, besonders fürs Clavier, ihn ebenfalls schätzbar machen.