[342] Joseph Rouget de Lisle, Dichter und Compositeur der so berühmten Kriegshymne, der Marseiller Marsch (Lʼoftrande à la liberté) genannt, war zu Anfange der Französischen Revolution Ingenieur-Officier zu Strasburg. Aufgefordert, eine Kriegshymne zu dichten, schloß er sich in einer Stunde der Begeisterung ein, und in einer Nacht war die Hymne sowohl als die Musik dazu vollendet, der man solch eine außerordentliche Wirkung zugeschrieben hat, daß die Französischen Soldaten, mit diesem Gesange begeistert, ins Feuer gegangen wären, um den Tod zu geben oder zu finden. Selbst Klopstock bewillkommte in Hamburg den Verfasser 1795 mit dem Complimente: »Sie sind ein schrecklicher Mann; denn funfzig tausend braue Deutsche haben Sie erschlagen.« Der Ruhm dieses Marseiller Liebes – dessen Benennung unstreitig daher kommt, weil es durch die Marseiller Föderirten in Paris zuerst bekannt wurde – mag sich wohl meisten Theils auf Zufall, und dann auch mehr auf die Musik gründen, welche eine ruhige Zuversicht, ein gewisser und fester Muth charakterisirt. Nach Robespierreʼs Fall wurde ein ander Lied: le reveil du peuple (das Erwachen des Volks) von Gavaux Mode, indem die leichtsinnigen Pariser jenes als terroristisch verwarfen, das nur dann erst wieder in seine Rechte eintrat, als die Regierung es vor dem Anfange der Schauspiele zu spielen ausdrücklich befahl. Rouget befand sich, nachdem er ein mahl als Terrorist ins Gefängniß geworfen, aber alsdann wieder losgesprochen worden war, unter den Republikanern auf Quiberon, und wurde dort in einem Gefechte gegen die Emigranten verwundet. Uebrigens darf man ihn nicht mit