[308] Kienlong, Kjän Lun, Kaiser von China, eben so groß im Kriege als im Frieden, der vierte Kaiser aus dem durch seine Helden- und Regententugenden berühmten Tartarischen Geschlecht Tfim, war im Jahr 1710 geboren, und gelangte 1735 nach dem Tode seines Vaters zur Regierung. Bis 1754 regierte er ruhig; von der Zeit an war er aber fast immer mit mehreren der benachbarten Reiche in Krieg verwickelt, die er fast immer glücklich führte und sehr große Eroberungen machte, unter andern die ganze Kalmuckei in Besitz nahm, so daß das Chinesische Reich unter ihm nach dem Russischen das weitläuftigste aller jetzigen Reiche geworden ist. Sein Charakter war Menschenliebe und Sanftmuth; und ganz unverdient haben ihn Einige als ein Ungeheuer von Grausamkeit und Tyrannei beschrieben. Er hat mehrere Millionen an seine durch Mißwachs und Ueberschwemmungen ins Elend gestürzten Unterthanen vertheilt. Die christliche Religion wurde aus politischen Ursachen von ihm mehr heimlich als öffentlich begünstigt; er verhängte sogar einige Christenverfolgungen, entweder in Rücksicht auf das Volk, oder weil er wenigstens die allzu große Verbreitung des Christenthums zu verhindern wünschte. Doch duldete [308] er zu Peking vier Missionshäuser oder Kirchen, behandelte auch die Missionarien sehr gut, und nahm mehrere davon in seine Dienste. Als Beschützer der Künste und Wissenschaften und als Gelehrter zeichnete er sich eben so aus, als durch seine weitläuftigen Eroberungen. Von seinen poetischen Aufsätzen kennt man unter andern ein Lobgedicht auf den Thee und auf die Hauptstadt Mukden, ingleichen ein anderes auf die Eroberung der Kalmuckei, das er in Stein graben ließ. Unter den Künsten schätzte er besonders die Mahlerei und Kupferstecherkunst. Er wollte das Andenken seiner Siege durch diese Kunst verewigen, und trug Französischen Meistern die Copie der Gemählde auf, welche sie vorstellten; Ludwig XV. ließ sie für ihn in Kupfer stechen. Auch eine Bibliothek von 600,000 Bänden legte er an, lauter Abschriften nützlicher Bücher. Auf seine Veranstaltung kam auch die im 14. Bande des Büschingschen Magazins befindliche Beschreibung des Sinesischen Reichs heraus. Seine Lebensart war sehr mäßig; sein gewöhnliches Getränk bei der Tafel war Thee, Wein oder andere hitzige Getränke trank er niemahls. Er starb zu Peking i. J. 1786, in einem Alter von 76 Jahren.