Miltiades

[132] Miltiades. Dieser berühmte Atheniensische Feldherr war der Sohn des eben so großen Feldhern Cimon, und lebte etwa 500 Jahre vor Christi Zeitrechnung. Er hatte bereits eine Atheniensische Colonie glücklich nach dem Chersones gebracht und verschiedene Inseln im Archipelagus seinem Staate unterworfen, als er in der dringendsten Gefahr, da der Perserkönig Darius mit einem Heere von 600,000 Mann Athen und zugleich Griechenland zu unterjochen drohte, mit zum Anführer der Atheniensischen Truppen, welche nicht über 10 bis 11000 Mann stark waren, gewählt wurde. Wenn man auch gleich neuerlich die Richtigkeit beider Truppenangaben bezweifelt hat; so ist es doch gewiß, daß die Perser unzählbare Heereshaufen hatten, gegen die das kleine Athenienserheer, das von dem übrigen Griechenland fast gar nicht unterstützt wurde, ganz unbedeutend erschien. Ungeachtet die übrigen Feldherren riethen, sich [132] auf die Vertheidigung der Stadt einzuschränken, so setzte er doch seinen Vorschlag, dem Feinde entgegenzuziehen, durch. Er nahm in der größten Eil bei Marathon, unweit Athen, eine vorthetlhafte Stellung; und hier kam es zu jener merkwürdigen Schlacht (490 J. vor Ch. G.), in welcher er die Scharen der Perser so vollkommen schlug, daß sie nach ungeheurem Verlust auf die Schiffe zurückflohen, und dadurch Athens und Griechenlands Freiheit rettete. Er verfolgte noch lange die Flotte der Fliehenden. Schon belagerte er im folgenden Jahre ihre Festung Paros im Archipelagus mit dem glücklichsten Fortgang, als er einst bei Nacht einen in einiger Entfernung brennenden Wald für ein Signal der zum Entsatz heraneilenden Persischen Seemacht hielt, und, um einer Niederlage auszuweichen, schnell nach Hause segelte. Die Athenienser, die durch diesen Zufall eine vortheilhafte Expedition verloren sahen, klagten ihn des Verständnisses mit den Persern an, und verdammten ihn, ungeachtet er sich rechtfertigte, zu einer großen Geldstrafe. Der Unglückliche konnte sie nicht erlegen, wurde daher eingekerkert, und starb noch in dem nehmlichen Jahre im Gefängnisse. Indessen war wohl sein großes Ansehen bei dem Volke, welches ihnen der Freiheit gefährlich und ein Vorbote künftiger Tyrannei schien, die eigentliche Ursache seiner Verbannung.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 132-133.
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