Prag

[485] Prag, die Hauptstadt des Königreichs Böhmen und eine der größten Städte in Europa, liegt an der Moldau; sie hat ungefähr 3221 Häuser, und zählte im Jahr 1791 71,048 Einwohner, darunter 8000 Juden. – Sie besteht aus vier Städten, der alten Stadt (nebst der Judenstadt), der neuen Stadt, der kleinen Seite und dem Hradschin. Prag hat zwar eine Festung; da man es aber von allen Seiten mit Kanonen bestreichen kann, so kann dieselbe, wenn sie nicht von einer starken Besatzung vertheidigt wird, nicht lange Widerstand thun. Prag ist der Sitz des Guberniums, hat ein weitläuftiges königliches Schloß, 92 Kirchen und Kapellen, eine sehenswerthe Brücke über die Moldau, auch eine Universität. – Die Domkirche enthält unter andern Sehenswürdigkeiten ein kostbares Grabmahl[485] des h. Nepomuck.1 Es giebt auch mehrere Fabriken in Prag, welches übrigens der Mittelpunkt des Böhmischen Handels ist. Der weiße Berg, berühmt durch die Schlacht, die die Böhmen – welche Friedrich V. zu ihrem König gewählt hatten – gegen die Oestreichischen Heere verloren, liegt eine Stunde vor der Stadt. – Auch erfocht Friedrich II. im J. 1757 bei Prag einen Sieg über die Oestreicher.


Fußnoten

1 Ein literarischer Freund, welchem ich manchen nützlichen Beitrag zu diesem Werke verdanke, schickte mir in Beziehung auf einen andern Artikel dieses Werks folgende Nachricht zu:Der 1729 canonisirte Nepomuck hat nie existirt, sondern bloß ein gewisser Johann von Pomuk, welcher 1393 Erzbischof zu Prag war; und die Geschichte von der Beichte ist auch eine Fabel. Der Papst protestirte aber feierlich wider die Canonisirung Johann von Pomuk, und behauptete, daß er keinen andern darunter verstehe, als den erwähnten Nepomuck. – Dieser historische Irrthum mehrerer Jahrhunderte wurde i. J. 1783–84 durch mehrere Streitschriften in Böhmen entdeckt. – S. Allg. Lit. Zeit. 1798, Nr. 283, S. 3.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 485-486.
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