Pyrrhus II.

[504] Pyrrhus II. Dieser in der Geschichte der Römer so merkwürdige König von Epirus (dem heutigen Albanien) lebte fast 300 Jahr vor der christl. Zeitrechnung. Er war einer der größten Feldherrn seines Zeitalters, dabei aber ein äußerst ehrgeitziger und eroberungssüchtiger Furst. Schon in seinem 12. Jahre bestieg er den väterlichen Thron; und ob er gleich nach fünf Jahren durch den Neoptolemus von demselben vertrieben wurde, so erhielt er ihn doch bald nachher wieder. Er vergrößerte darauf seine Macht durch die Eroberung Macedoniens. Nach neuen Eroberungen lüstern, nahm er mit Vergnügen die Einladung der Tarentiner in Calabrien an, welche ihn gegen die Römer zu Hülfe riefen. Merkwürdig ist das Gespräch, welches er mit dem Cineas, seinem philosophischen Freunde, führte, als er eben im Begriff war, nach Italien zu gehen. »Was willst du (fragte ihn dieser) alsdann thun, wenn du die Römer besiegt haben wirst?« – Dann (antwortete er) werde ich mit leichter Mühe Italien, Sicilien, Afrika und Griechenland bezwingen. – »Und wenn du nun alles dieß erobert haben wirst, was gedenst du dann vorzunehmen?« – Ruhig und fröhlich zu leben. – »Was hindert uns wohl, dieses schon jetzt zu thun? und warum sollen wir das so weit suchen, was uns ganz nahe liegt?« Doch seine Eroberungssucht machte ihn taub gegen diese vernünftigen Vorstellungen. Mit Hülfe seiner Elephanten besiegte er zwar die in dieser Art des Krieges noch unerfahrnen Römer; allein sein eignes Geständniß: »noch ein solcher Sieg, und er werde allein nach Hause gehen müssen,« bewies, wie viel ihm derselbe gekostet. Unterdessen lockten ihn die Unruhen in Syrakus nach Sicilien. Aber ohne seine eitlen Eroberungsplane ausgeführt zu haben, kehrte er nach Italien zurück; [504] und nachdem er hier von den Römern, die sich nun schon an seine Art zu kriegen gewöhnt hatten, geschlagen worden war, sahe er sich genöthigt, unverrichteter Sache nach Griechenland zurückzugehen, wo endlich ein Wurfspieß bei der Belagerung von Argos seinem unruhigen Leben (272 vor Chr Geb.) ein Ende machte. Von diesem Könige haben die Römer einen großen Theil jener Kriegskunst erlernt, welche sie nachmahls ihren Feinden so furchtbar machte. Er hingegen hatte sehr oft Gelegenheit, ihren Edelmuth zu bewundern. (M. s. d. Art. Fabricius.)

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 504-505.
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