[89] Recipienten; so nennt der Physiker diejenigen Werkzeuge, welche er, bald um flüssige Materien zu sammeln und einzuschließen, bald um die Natur und das Verhalten solcher Substanzen kennen zu lernen, anwendet. [89] Recipienten sind daher die gläsernen und cylindrischen Gefäße, die bei Untersuchungen der Luftarten über die Löcher des Tragesimses der pnevmatisch-chemischen Wanne mit ihren Oeffnungen gebracht und nach der Aufnahme jener gasförmigen Flüssigkeiten mit Wasser oder Quecksilber geschlossen werden. Auch die zur Geräthschaft der Luftpumpe gehörige Glasglocke, die man bei den Versuchen mit jener über den Teller bringt, ist ein Recipient; und man spricht oft in der Physik von dem Verhalten eines Körpers, dem Steigen und Fallen eines Varometers in der unter dem Recipienten verdünnten oder verdichteten Luft. Und so ist endlich auch das Gefäß ein Recipient, das bei einer Destillation mit dem Schnabel des Destillirhelmes oder mit dem Halse der Retorte verbunden wird, und in welchem dasjenige sich ansammelt, was aus dem der Destillation unterworfenen Körper entweicht. Dieses chemische Gefäß, dem der Scheidekünstler sehr häufig auch den Namen Vorlage giebt, muß vollkommen durchsichtig sein, weil man sonst nicht den Uebergang und die Quantität der bei der Destillation sich ansammelnden Materien beobachten könnte. Glas bildet daher auch den Recipienten des Chemikers, der übrigens nicht immer eine und eben dieselbe Form besitzt. Bei kleinen gläsernen Helmen besteht derselbe in einer langhalsigen Flasche, bei großen gläsernen Retorten hingegen in einem geräumigen Kolben, oder in einer sehr weiten einem Balle gleichenden Kugel.