[92] Redacteur, ein Lateinisches Wort, welches einen Anordner, Zusammensteller bedeutet. Man bezeichnet damit insgemein denjenigen, welcher bei einem größern literarischen Unternehmen, woran mehrere Mitarbeiter Antheil haben, die Hauptaufsicht führt, die Artikel an die verschiedenen Mitarbeiter vertheilt, ihre Beiträge zusammenordnet, es sei nun nach einer vorgeschriebenen Ordnung, z. B. der alphabetischen, nach der Verwandtschaft, der Folge und dem Zusammenhange der Materien, oder auch nach einer willkührlichern Stellung, wobei eine angenehme Abwechselung bezweckt werden kann. Kenntniß der Materien, Uebersicht des Ganzen, Geschmack, richtige Wahl und Würdigung der Mitarbeiter, ein scharfes Urtheil in der Stellung der Sachen, stete Verfolgung des Plans, Unpartheilichkeit, Freiheit von einseitigen Ansichten und von Systemgeist, daher Beobachtung eines gewissen Maßes, welches durch den Zweck des Werkes bestimmt wird, ein treues Gedächtuiß, endlich die nöthige Vollmacht, in fremden Beiträgen solche Veränderungen und Verbesserungen zu machen, welche die Vollkommenheit [92] des Werks erheischt, das sind wesentliche Erfordernisse eines guten Redacteurs, dessen Geschäft, wegen der damit verbundenen Verantworlichkeit, und wegen der oft mißlichen Verhältnisse, in die er mit seinen Theilnehmern tritt – nicht zu den leichtesten und reitzendsten gehört.