[130] Reibzeug der Elektrisirmaschine. Wenn man einen elektrischen Körper oder Nichtleiter mit gewissen Materien reibt, so wird die ursprüngliche Elektricität in ihm erregt, d. h. er wird fähig gemacht, elektrische Wirkungen zu zeigen. Die Substanz nun, an welcher man einen Nichtleiter, z. B. einen gläsernen Cylinder, zur Erregung der Elektricität sich reiben läßt, nennt man das Reibzeug, das an einer Elektrisirmaschine einen der wichtigsten Theile ausmacht. Ehemahls bediente man sich zur Erregung der Elektricität der reinen und trocknen Hand, und rieb diese an den Glasröhren oder an den in Gestellen sich umdrehenden Glaskugeln, an welchen die elektrischen Wirkungen beobachtet werden sollten. Man fühlte aber bald das Unbequeme, das das Anlegen der Hände bei den Versuchen hatte, und dachte daher auf Vorrichtungen, durch welche der Nichtleiter auf eine leichtere Art elektrisch gemacht werden könnte. Die Winklerischen Elektrisirmaschinen waren die ersten, welche sich durch solche Vorrichtungen auszeichneten. Diese Maschinen waren nehmlich mit ledernen oder leinwandenen, mit Wolle oder andern weichen Materien ausgestopften Kissen versehen, welche den um ihre Axen gehenden Glaskugeln oder Cylindern als Reibzeuge dienten. In der Folge fand der Doctor Nooth ein dünnes mit Pferdehaaren angefülltes seidenes Kissen, welches in einem besondern nach der Krümmung des Cylinders eingerichteten Gestelle befestiget, und durch seidene Schnüre oder Stahlfedern an jenen Glaskörper gedrückt wird, weit vortheilhafter. Gewöhnlich pflegt man, um bei den Reibungen des elektrischen Cylinders die Erregung der Elektricität zu befördern, die dem reibenden Glase entgegen gekehrte Fläche des Kissens oder des Reibzeuges mit einem Leder, das mit etwas Fett und einem so genannten elektrischen Amalgama bestrichen ist, zu bedecken. Allein man thut nach Adams und Lichtenbergs Beobachtungen [130] weit besser, wenn man vor dem Versuche das Kissen abnimmt und das Glas der Maschine mit dem Amalgama des Leders durchreibt. Der Letztgenannte gesteht in einer dem 501. §. der Erxlebenschen Naturlehre beigefügten Note, daß er nach diesem Verfahren immer die stärksten Wirkungen gesehen habe. Um die Verbesserung der Reibzeuge bei den Scheibenmaschinen, d. i. denjenigen Elektrisirmaschinen, bei welchen das reibende Glas die Form einer Scheibe besitzt, hat sich van Marum sehr verdient gemacht. Die von ihm angegebene vortheilhaftere Einrichtung dieser Reibzeuge beschreibt er in dem Lettre a M. le Chevalier Landriani a Milan, contenant la Description de Frottoirs electriques dʼune nouvelle construction, dont lʼeffet surpasse de beaucoup celui des Frottoirs ordinaires, Haarlem, 1789, 4. Diesen Brief findet man auch in de la Methrieʼs Journal de Physique, Avril, 1789. P. 274. Gren hat ihn im zweiten Bande seines ältern Journals der Physik im Auszuge mitgetheilt.