[303] Reinhard Keiser, (geb. im Leipz. Kreise um das J. 1673) einer der größten, beliebtesten und fruchtbarsten Componisten seiner Zeit. Er studirte anfangs zu Leipzig, und erwarb sich sogleich durch seine erste Composition von dem Schäferspiele Ismene (1692) einen großen Namen, ging hierauf (1694) nach Hamburg, wo er sich bald Aller Achtung erwarb und großes Aufsehen theils durch seine Talente, theils durch den Aufwand machte, mit welchem er 1700 ein Concert errichtete, wo alles, was nur geistiges und sinnliches Vergnügen gewähren kann, sich vereinigte, und eine Pracht und Herrlichkeit herrschte, wie sie kaum in der Assemblee eines königlichen Hofes Statt finden konnte. Im J. 1703 übernahm er den Mit-Pacht der Oper und deren [303] Direction, bis er endlich, nachdem ihm 1722 der Charakter als königl. Dänischer Kapellmeister ertheilt worden war, 1728 das Cantorat am Dom zu Hamburg und das damit verbundene Canonicat erhielt, in welcher Stelle er auch 1739 starb. Er hat ein hundert und sechzehn ganze Opern, so wie eine Menge von Oratorien und andern Kirchensachen geliefert, und sich doch in allen diesen niemahls wiederhohlt oder ausgeschrieben. Ein Händel, ein Hasse u. A. m. haben sich nach ihm, der besonders den vorigen trocknen, steifen Styl mit dem angenehmsten, gefälligsten Gesange vertauschte, gebildet, und Alle ihn für den ersten und größten damahligen Operncomponisten erklärt. Schade, daß sehr wenig von diesem großen Manne auf unsre Zeiten gekommen ist, da der große Schloßbrand zu Coppenhagen im Jahr 1795 den größten Theil seiner Werke, die hier im königlichen Musik-Archiv aufbewahrt waren, verschlungen hat.