Saurin

[63] Saurin (Jacques). Dieser berühmte Kanzelredner hatte Nimes in Languedoc zu seinem Geburtsorte (1677 war sein Geburtsjahr), wo sein Vater, protestantischer Religion, einer der angesehensten Advocaten war. Seine Studien unterbrach er eine Zeit lang, indem er eine Fahne in Piemont erhielt; allein nach hergestelltem Frieden kehrte er nach Genf zurück, um das Studium der Philosophie fortzusetzen, ging nachher (1700) nach Holland und England, kehrte aber von da, verheirathet, nach Haag zurück, wo man seinetwegen eine ganz neue Predigerstelle errichtete, die er denn auch mit außerordentlichem Beifall bekleidete. Sein Aeußeres, seine schöne sonore Stimme, das Feuer, das in seinem Vortrage herrschte, trugen nur noch mehr dazu bei, die Schönheit, die Richtigkeit, die Stärke seiner Gedanken in seinen Predigten desto eindringender zu machen; und alle Zuhörer wurden jedesmahl hingerissen und entzückt. Der berühmte Abbadie brach, als er ihn zum ersten Mahle hörte, in die Worte aus: »Ist es ein Engel oder ein Mensch, der hier redet?« Seine Toleranz, seine Menschenliebe, die Sanftheit seines Charakters machten ihn zugleich auch als Mensch liebenswürdig, wenn gleich seine Feinde und Verfolger auf alle Art seine Verdienste zu verdunkeln und ihm das Leben zu verbittern suchten. Er starb, von jedem Rechtschaffenen bedauert, zu Ende des Jahres 1730; und unter seinen Schriften sind 5 Bände seiner Reden (Sermons) die vorzüglichsten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 63.
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