[414] Stilicho: ein geborner Vandale, und seit 395 der wichtigste Mann am Hofe des Kaisers Honorius, der, unfähig selbst zu regieren, recht froh war, in ihm einen geschickten Minister zu besitzen, dem er die Leitung der Staatsgeschäfte ganz sicher übertragen konnte. Schon Theodos hatte den Stilicho so geschätzt, daß er ihm die Tochter seines Bruders zur Gemahlin gab. Diese Auszeichnung am Kaiserhofe verdankte Stilicho seiner Tapferkeit im Kriege, und einer geübten Klugheit in Behandlung der Staatsgeschäfte. Sogar das Volk liebte ihn, weil er eine gewisse Popularität besaß, welche damahls an den Gewalthabern selten anzutreffen war. Stilicho war wirklich ein guter Minister, und doch wurde seine Verwaltung in einer Rücksicht dem Reiche schädlich. Er wollte nehmlich, aus unbegränztem Ehrgeitz, das Orientalische Kaiserthum, wo ein gewisser Rufinus, ein geborner Gascogner, den schwachen Kaiser Arcadius beherrschte, und in seinem Namen regierte, auch unter seine Verwaltung bringen. Man vermuthet sogar, daß er seinen Sohn Eucharius habe zum Kaiser des Orients machen wollen. Der gegenseitige Haß des Rufinus und Stilicho schadete der Verbindung, die zwischen dem Orient und Occident immer hätte herrschen sollen, um beide Reiche aufrecht zu erhalten. Zwar wurde Rufinus bald ermordet; aber Stilicho erreichte doch auch die Absicht nicht, sich Einfluß in jenem Reiche zu verschaffen. Er fing sogar an, dem Honorius selbst verdächtig zu werden, und ob er gleich in einem Feldzuge gegen den Alarich glücklich war, so ließ ihn doch der Kaiser, auf Anrathen eines gewissen Olympius, am 23. August 408 zu Bologne heimlich ermorden.