Stuttgard

[442] Stuttgard, die Haupt- und Residenzstadt des (jetzigen) Königreichs Wirtemberg, von ungefähr 22,000[442] Menschen bewohnt, liegt eine Stunde vom Neckar in einem herrlichen lachenden Thale, in der angenehmsten Gegend, hat schöne, helle, reine Straßen, auch mehrere ansehnliche Gebäude, unter denen der neue herzogliche (jetzt königliche) Pallast ein majestätisches Ansehen gewinnt. Die Stadt hat ansehnliche Manufacturen (die besonders auch von den Französischen Reformirten getrieben werden), vorzüglich die Zeug- und Strumpffabrik. Am blühendsten war dieser (übrigens in dem Rufe einer sehr luxuriösen Stadt stehende) Ort in der Periode des Herzogs Carl, welcher auch die dasige schöne öffentliche Bibliothek und das bekannte militairische Institut, die Carls-Academie (welche 1775 von der Solitüde hierher verlegt, aber 1793 gänzlich aufgehoben wurde), ihr Entstehen verdankten. Auch haben sehr bedeutende Gelehrte hier gelebt: außer Schiller, welcher seine Jugendjahre hier zubrachte (m. s. dies. Art.), lebten ein Schubart, ein Posselt, Huber, Spittler und andere berühmte Männer hier. – Ludwigsburg mit seinen neuerlich gemachten interessanten Anlagen und Verschönerungen liegt in der Nähe, und genießt jetzt den Vorzug, im Sommer von dem Hofe besucht zu werden, welchen vorher Hohenheim, ein Sitz der Pracht und des Geschmacks, und noch eher – die Solitüde genoß.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 442-443.
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