Thais

[108] Thais war eine berühmte – oder vielmehr berüchtigte Maitresse Alexanders des Großen. Bei einem Gastmahle, das dieser einst in dem königl. Palaste zu Persepolis gab, bat sie, aus Rache, weil einst ihre Vaterstadt Athen von Xerxes hart mitgenommen worden, den Alexander um Erlaubniß, daß sie die königl. Burg anstecken dürfe; die meist betrunkenen Generale stimmten mit ein, und – Alexander nahm zuerst eine Fackel: sie steckten das Schloß an, das bald durch diese königlichen Mordbrenner in Asche gelegt wurde! Nach Alexanders Tode diente die Thais dem Ptolomäus, König von Egypten, anfangs zur Maitresse, nachher – zur Gemahlin.

Eine andere Thais, ebenfalls wegen ihrer unkeuschen Lebensart berüchtigt, gab es im 4ten Jahrhundert in Egypten. Sie wurde nachher vom heil. Paphnutius, einem Einsiedler, so stark bekehrt, daß sie [108] alles das Ihrige verbrannte, und sich in eine Zelle begab, wo sie drei Jahre mit – Weinen und Beten zubrachte, und dann im J. 300 starb. Man hat nachher von diesen Mustern jede sittenlose Weibsperson mit dem Namen Thais belegt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 108-109.
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