[142] Thomas von Kempis – eigentlich Thomas Hammerken oder Hämmerlein (auch Maleolus), aber von seinem Geburtsorte Kempen, im Erzbisthum Cölln, gewöhnlich Thomas a Kempis genannt – geb. 1380, war einer der berühmtesten Mystiker des 15. Jahrhunderts. Den größten Ruf unter seinen sehr zahlreichen mystischen Schriften und Predigten zog ihm ein allgemeines Erbauungsbuch von der ausgebreitetsten Wirksamkeit zu, nehmlich: de imitatione Christi (oder eigentlich die 4 Bücher de contemtu mundi, von denen das erste nur jenen Titel führt). Sonderbar genug, daß dieses Buch von der Nachahmung Jesu, welches mehr als 1800 Mahl gedruckt und in alle Sprachen übersetzt worden, gerade diesem Thomas von Kempis, dem es einen so ausgebreiteten Ruf zuwege gebracht hat, als Verfasser sehr streitig gemacht worden ist. Nehmlich zwischen den Benedictinern und Augustinern erhob man einen sehr großen Streit, wer eigentlich Verfasser jenes Buchs sei; und ein großer Theil schrieb es dem berühmten Kanzler der Pariser Universität, Johann (Charlier aus) Gerson (geb. 1363, gest. 1429) zu; noch andre wollen, daß jenes Werkchen weiter nichts als eine Compilation aus den Schriften mehrerer Verfasser sei. – Thomas starb 1471 im 91sten Jahre; und seinen Leichnam wollte man sogar noch 1682 aufgefunden haben, worauf der päpstliche Hof darauf umgegangen [142] sein soll, ihn unter die Zahl der Heiligen zu versetzen!