Tyrtäus

[264] Tyrtäus, ein Griechischer Dichter von Athen, oder, nach Andern, von Mileto gebürtig und als Lautenschläger vorzüglich berühmt, lebte ungefähr 630 Jahr vor Chr. Geb. Die Lacedämonier hatten, nach vielen von den Messeniern erlittenen Niederlagen, von dem Delphischen Orakel den Rath erhalten, sich [264] von den Atheniensern einen Anführer auszubitten. Diese nun schickten zum Spott jenen Tyrtäus, ein kleines, unansehnliches, gebrechliches Männchen, der zwar die Jugend unterrichtete, aber von Kriegskunst – gar nichts verstand. Indessen, was ihm davon abging, ersetzte er dadurch, daß er die Lacedämonier immerfort durch seine Lieder zur Tapferkeit, zur Vaterlandsliebe, zur Verachtung des Todtes etc. aufmunterte; und obgleich anfangs von keinem großen Erfolg begünstigt, wirkten doch nach und nach diese Lieder so sehr auf den Muth der Soldaten, daß diese wirklich einen entscheidenden Sieg über die Messenier erfochten, und dadurch zu ihrem Vortheil dem Kriege ein Ende machten. Zur Belohnung erhielt Tyrtäus das Bürgerrecht, welches in Lacedämon für einen Fremden keine geringe Auszeichnung war.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 264-265.
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