[270] Ulysses (Geschichte und Fabel) ein berühmter Griechischer Fürst, der auf der Insel Ithaka und einigen andern benachbarten Inseln des Mittelländischen Meeres ein Königreich besaß, lebte um das Jahr der Welt 3000. Er war ein Sohn des Laërtes und der Anticlea, und hatte die eben so schöne als tugendhafte Penelope zur Gemahlin. Da er ein kluger und tapferer Regent war, so ist es kein Wunder, daß er unter den Helden der Fabel eine so bedeutende Rolle spielt. Um sich der Theilnahme an dem Trojanischen Krieg zu entziehen, stellte er sich wahnsinnig, da er seine junge Gemahlin zu sehr liebte, als daß er sie verlassen wollte. Indessen wurde seine Verstellung bald entdeckt, und er mußte den übrigen Griechischen Fürsten zur Belagerung Trojaʼs folgen. Bei dieser Gelegenheit zeichnete er sich durch viele kühne und listige Unternehmungen aus. Er war es, der nebst dem Diomedes das Palladium (s. d. Art.) aus Troja entwendete; und nachher befand er sich auch unter den Griechischen Helden, die sich in dem bekannten hölzernen Pferde versteckt hatten, das endlich die Eroberung von Troja herbei führte (s. d. Art. Troja). [270] Aber zu gleicher Zeit ließ er auch mehrere unedle Züge blicken, indem er z. B. dem Palamedes durch fälschliche Beschuldigung von Verrätherei zu stürzen wußte. Daher mußte er auch bei seiner Rückkehr nach Ithaka viele Jahre auf dem Meere herumirren, wobei er nicht nur alle seine Schiffe einbüßte, sondern auch mancherlei Abenteuer zu bestehen hatte. Zu den merkwürdigsten Ereignissen, die ihm auf dieser Reise begegneten, gehört der Kampf mit den Cyclopen, der Aufenthalt auf der Insel Circe, der Umgang mit der Calypso u. a. m. (s. diese Art.). Nach vielem Umherirren glückte es ihm endlich, wieder nach Ithaka zu kommen, wo er sich von den lästigen Nebenbuhlern, die ihn für todt gehalten hatten, befreite, und seine Tage mit der Penelope in glücklicher Ruhe beschloß (s. auch den Art. Penelope). Homer hat uns die sonderbaren Begebenheiten des Ulysses in einem vortrefflichen Heldengedichte, die Odyssee, beschrieben, von welchem wir, unter mehreren, durch Voß die treffliche Deutsche Uebersetzung erhalten haben.