[253] Dacien – Dacia – ein Land, das durch seine ehemaligen Bewohner, die Dacier und Geten, sich merkwürdig machte, und in den ältesten Zeiten den Namen Pastinac führte. In Rücksicht des Umfangs und der Grenzen Daciens sind die alten [253] Schriftsteller nicht ganz einig, indem sie sie bald an den beiden Ufern der Donau bis an den Berg Hämus, bald vom Carpathischen Gebirge bis an den Berg Scodrus etc. wohnen lassen. Bestimmter sind Daciens Grenzen zu Trajanus Zeiten, wo sich dies Land oberhalb der Carpathischen Gebirge bis an den Ister, und vom Tibiscus (Theis) bis an den Tyras (Dniester) erstreckte, und sonach einen Theil von Ungarn, ganz Siebenbürgen, die Walachei, Moldau und Bessarabien in sich begriff. In den ältesten Zeiten hatte dies Volk seine eignen Könige, und machte sich als eine wilde und kriegerische Nation, deren Hauptwaffen Pfeil und Bogen waren, ihren Nachbarn und selbst Alexander dem Großen bekannt, bis unter Trajans Regierung die Römer sie im Jahr 102 bis 105 nach Christi Geburt unter ihre Botmäßigkeit brachten, und Dacien eine römische Provinz ward. Seitdem diente es als Vormauer gegen die Barbaren, und wurde mit Städten, Castellen und starker Besatzung versehen. Als im Jahr 270 Aurelian die römischen Truppen aus Dacien zurückzog, schlugen sich die Einwohner zu den Gothen, zeichneten sich durch ihre verwüstenden Einfälle in Bulgarien und Thracien aus, zogen dann unter Kaiser Valens über die Donau, und unterwarfen sich zuletzt der Ottomanischen Hoheit. Ob sie nun gleich auf solche Art nicht lange unter römischer Herrschaft standen, so hat sich doch in ihrem Lande, so wie in den übrigen, die römische Sprache einigermaßen erhalten. Gegenwärtig macht Dacien, wie schon vorher bemerkt worden, die Walachei Moldau und Siebenbürgen aus, und hat noch eben so viel Fruchtbarkeit wie ehemals; im Winter die furchtbarste Kälte, im Sommer unerträgliche Hitze, übrigens aber doch reine und gesunde Luft.