Das Veltlin

[451] Das Veltlin (Veltelin, Val Tellin, Telliner-Thal) ist ein kleiner Strich Landes, welcher ehemals zu der Schweitz und zwar zu dem Graubündtner Lande gehörte, und längst der Adda, zwischen dem venetianischen Gebiet, dem Herzogthum Mailand, Tyrol und dem Graubündtner Lande liegt. Es ist gleichsam der Schlussel von Italien. welcher Mailand und Tyrol mit einander verbindet. Es gehörte ehedem zu dem Herzogthum Mailand, dessen Herzog es 1404 dem Bisthum Chur schenkte; allein die folgenden Herzoge nahmen es wieder in Besitz, bis es 1512 die Graubündtner zum Lohn für ihren dem Herzog Maximilian Sforza geleisteten Beistand erhielten. Merkwürdig war der im Jahr 1620 von den Catholiken hier erregte Aufstand, wo sie, nach einem verabredeten Zeichen, alle Protestanten unter dem schrecklichsten Blutbade niedermachten. Eine Schändlichkeit, welche das höchste Aufsehen erregte und den König von Frankreich bewog, sich der Protestanten anzunehmen, worauf es zu langwierigen Händeln kam, an welchen der Kaiser, Spanten, der Papst ebenfalls Antheil nahmen. Durch den Spanisch-Französischen Tractat zu Monçon (1626) wurden zwar die Einwohner des Veltlins für freie Leute erklärt, auch das Land von fremdem Kriegsvolke frei; allein es kam doch zu keiner wahren Ruhe und lange dauerten noch die Händel und Zwistigkeiten fort. – In der neueren Zeit ist Veltlin zum Königreich Italien und zwar zum Depart. Adda geschlagen worden. Man rechnet es 60 Quadrat-Meilen und 120,000 Einwohner darin, [451] Uebrigens ist es ein sehr gesegnetes Thal, welches trefliche Producte an Obst, Vieh etc. vorzüglich aber an Wein hat; der Veltliner Wein ist sehr berühmt und eben so hoch geschätzt als der Falerner.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 451-452.
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