Der Papagoy

[197] Der Papagoy, dieser bekannte Lieblingsvogel so vieler Menschen, den man nicht mit Unrecht für den Affen unter den Vögeln ansieht, und sich durch sein schönes Gefieder so vorzüglich auszeichnet, hat wol an 150 verschiedene Gattungen, deren allgemeine Kennzeichen ein gekrümmter Schnabel, eine bewegliche obere Kinnlade, runde, auf der Wurzel des Schnabels befindliche, Nasenlöcher, eine breite ungespaltne Zunge, kurze Beine und zum Klettern eingerichtete Füße sind. [197] Die Größe ist sehr verschieden von der Statur eines Haushahns bis herab zu der eines Sperlings. Sie haben mit den Affen ziemlich gleiches Vaterland: Assen, Afrika, Amerika; nur nicht Europa. So ähneln sie auch in ihrem Betragen den Affen, indem sie den Menschen vielfach nachahmen, und sogar gewisse Worte nachsprechen; obgleich ihre natürliche Stimme ein eben nicht angenehmes Geschrei von sich giebt. Das schönste an diesem Vogel ist unstreitig sein prachtvolles Gefieder, das in alle Farben fällt, und äußerst reizend gezeichnet ist. Ihr Fleisch, besonders das der Jungen, wird von vielen Bewohnern der obgedachten Länder als sehr delicat gegessen. Unter den Alten setzten besonders die Römer (welche sie aus Indien erhielten) einen großen Werth darauf, und sie wurden von ihnen theurer als die Sklaven bezahlt, bekamen auch elfenbeinerne oder silberne Käfige.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 197-198.
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