[268] Desaix, einer der berühmtesten Generale in der neuern französischen Kriegsgeschichte. Aus adelicher Familie auf dem Schlosse Vegon bei Riom 1768 geboren, trat er 1784 als Souslieutenant in Kriegsdienste, und entwickelte während des Feldzugs 1793 schon seine militairischen Talente in Eisaß. Bald diente er nun auch unter Pichegrü, kam dann wieder zur Rhein-Armee, wo er unter dem großen Moreau 1796 immer mehr sich auszeichnete, und gegen die östreichische Armee mehrere bedeutende Siege erringen half. Nach dem Frieden zu Campo Formido wurde er bei der Armee, die nun wider England ging, als General angestellt, folgte dann Bonaparte nach Egypten, wo er hauptsächlich sein Genie zu zeigen Gelegenheit hatte. Die Hitze des Climaʼs, Mangel an Wasser und selbst den nöthigsten Nahrungsmitteln, Unbekanntschaft mit dem Locale, unaufhörlich gegen die Anfälle des Murat-Bey, in Gemeinschaft mit den Mamelucken, kämpfend, war es keine geringe Aufgabe, sich so zu halten; und Desaix überstand dies alles glücklich. Bonaparte war unterdessen nach Europa zurückgekehrt, und Desaix unterzeichnete den Friedenstractat von El Arisch mit den Türken und Engländern, wurde bei seiner Rückkehr zwar in Livorno von dem Admiral Keith zum Kriegsgefangenen erklärt, jedoch nach einigen Tagen wieder freigelassen; und jetzt, als er nach Frankreich zurückkam, erfuhr er nicht sobald, daß Bonaparte, zum ersten Consul erklärt, nach Italien gegangen sei, als er sogleich dorthin eilte, um sich mit ihm zu vereinigen. Desaix erhielt das Commando über zwei Divisionen, kam mit seinem Corps zu der berühmten mörderischen Schlacht bei Marengo (14. Juni 1800), und trotz eines Marsches von 10 Stunden, trotz des fürchterlichen Feuers, das die feindliche Artillerie spielen ließ, [268] hatte er doch zuletzt schon den ganzen linken östreichischen Flügel geschlagen, als auf einmal eine Kugel seinem Heldenleben ein Ende machte. Er stürzte, und kaum daß er, aus Besorgniß, sein Tod möchte, wenn er ruchtbar würde, auf die Soldaten zu sehr wirken, noch dem ihn im Arme haltenden Krieger die Worte zurief: »Sagt nur nichts davon!« verschied er. – In derselben Stunde blieb auch der General Kleber in Egypten. – Sein Körper wurde nachher einbalsamirt, in das Hospital von St. Bernhard gebracht, und ihm auch ein Monument errichtet Desaix vereinigte mit seinem Muth auch noch die größte Rechtschaffenheit; Gefühl für Pflicht und Ehre war ihm das Heiligste: dies erwarb ihm auch von Seiten der Einwohner von Cairo den Beinamen des gerechten Sultans.