Ehrenfried Walther von Tschirnhausen

[409] [409] Ehrenfried Walther von Tschirnhausen, ein berühmter Mathematiker und Naturforscher, aus einem alten gräflichen Geschlecht in Böhmen, geboren 1651 zu Kieslingswalde in der Oberlausitz. In seinem 17. Jahre ging er (1668) auf die Academie nach Leyden, überstand hier die Pest und verließ die Academie nicht eher, als im Jahr 1672 wo die Franzosen einen Theil der Niederlande überschwemmten. Er nahm hier auf Zureden eines gelehrten Obersten, von Niewland, als Freiwilliger, Dienste unter den holländischen Truppen, hielt auch hier die Belagerung von Wesel mit aus, wies aber alle angebotenen Stellen von der Hand, studirte nach anderthalb Jahren wieder zu Leyden und vervollkommnete sich besonders in der Physik, Mathematik und Mechanik, so daß er mit allgemeiner Achtung von hier abging. Er machte nun eine Reise durch England, Frankreich, Italien, erwarb sich allenthalben die Freundschaft berühmter Gelehrten und angesehener Männer, ward auch, als er zum drittenmale (1682) nach Paris reiste, zum Mitglied der Academie der Wissenschaften (nebst Pension) ernannt. Bei seiner Zurückkunft in sein Vaterland widmete er nun diesem die Früchte seiner eingesammelten Kenntnisse. Zuerst brachte er es beim Dresdner Hofe dahin, daß die ersten drei Glashütten in Sachsen angelegt wurden; dann entdeckte er auch zuerst in dem sächsischen Gebirge eine besondere Art von Edelgesteinen, wo in Einer Masse sich Jaspis, Chalcedon und Amethist finden; auch zeigte er viele Corallen- und Achat-Brüche an; und endlich war es auch unter seiner Aufsicht und in seinem Laboratorium, wo Böttger eigentlich zwar seine Versuche, Gold zu machen, fortsetzen sollte, aber statt dessen das berühmte Meißner Porzellan erfand (s. d. Art. Meißner Porzellan-Fabrik, Th. III. S. 110.), obgleich die Angabe mehrerer, daß Tschirnhausen selbst das Meißner Porzellan erfunden habe, ungegründet ist: Versuche mogte er wol allerdings gemacht haben; allein seine Gefäße waren mehr Glasarbeit. Indessen bleiben die Verdienste, die sich dieser ausgezeichnete Mann um die Wissenschaften und um sein Vaterland erwarb, unwidersprechlich: auch [410] war er es, der den kupfernen Brennspiegel erfand, und deshalb auch vom Kaiser Leopold mit einer goldenen Kette mit des Kaisers Bildniß beehrt wurde. Er starb 1708 den 11. Oct. in seinem 57. Jahre.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 409-411.
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