Hecuba

[438] Hecuba, die zweite Gemahlin des unglücklichen Priamus, Königs von Troja, und Mutter des nur erwähnten Hector. Bei ihrer zweiten Schwangerschaft träumte ihr, sie brächte eine Fackel zur Welt, die ganz Troja verzehrte. Da man nach dem Ausspruch der Wahrsager den Untergang des Reichs von dem zu erwartenden Sohne fürchtete, so wurde das neugeborne Kind – es war Paris – ausgesetzt (s. d. Art. Paris i. d. Nachtr.). Nur zu sehr ging der Traum in Erfüllung, und Trojas Eroberung (s. dies. Art.) machte dem Reiche des Priamus ein Ende. Hecuba, deren Schönheit, edlen Charakter und Keuschheit man sehr gerühmt hat, ward nach jener unglücklichen Einäscherung Sklavin des Ulysses, und ihr Ende wird sehr verschieden erzählt. Sie hätte, sagen einige, dem Könige Polymester in Thracien die Augen ausgestochen, weil dieser ihren Sohn Polydorus ums Leben gebracht hatte, und deswegen sei sie von den Thraciern gesteiniget worden. Nach andern konnte sie die Sklaverei nicht ertragen; sie suchte daher die Griechen auf alle mögliche Art zu reizen, stürzte sich dann ins Meer, und wurde, so setzt die Fabel hinzu, in einen Hund verwandelt.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 438.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: