[450] Hetären waren in Griechenland – Buhlerinnen, jedoch in gewiß anderer Bedeutung, als wir gewöhnlich mit dem Namen zu verbinden pflegen. Sie spielten allerdings eine bedeutende Rolle, und machten im eigentlichen Sinne die schöne Welt aus. Kein Wunder, daß sie die eigentlichen Hausfrauen weit hinter sich ließen, indem diese selten aus Liebe gewählt wurden, überdem auch blos nur auf wenigen Umgang mit ihrem eignen Geschlechte und den nächsten Verwandten eingeschränkt waren, mithin nicht Gelegenheit hatten, sich so auszubilden, als jene Hetären, die allerdings, von Liebe und Eitelkeit angefeuert, die Kunst zu gefallen in einem hohen Grade ausübten. Gewöhnlich wohnten sie Anfangs noch sehr jung als Tänzerinnen oder Flötenspielerinnen den Gastmälern der Jünglinge bei, und lernten da hauptsächlich jene Kunst, die ihnen aber dennoch, trotz der schönsten Talente, nie große öffentliche Achtung verschaffen konnte; und nur wenige Ausnahmen gab es, die als wahrhaft zärtliche und großmüthige Hetären die gewöhnliche Meinung, die man von ihnen hatte, besiegt hätten. – Unter den griechischen Hetären zeichneten sich die zu Korinth in Rücksicht ihrer Menge und ihres Reichthums, und die zu Athen als die berühmtesten und geistreichsten aus. Die letztern erhielten durch ihren Umgang mit Staatsmännern, Rednern, Philosophen, Dichtern eine gewisse Wichtigkeit, und wer hat nicht oft von einer Aspasia, einer Lais und ähnlichen gehört? Ja, es fanden sich mehrere Gelehrte des Alterthums, welche eigene Schriften über sie fertigten, von denen zu bedauern, daß nichts auf uns gekommen ist. Selbst [450] Solon soll Anfangs das Gewerbe der Hetären gesetzlich erlaubt haben.