Johann Jakob Engel

[318] Johann Jakob Engel, einer der helldenkendsten, scharfsinnigsten Gelehrten, war zu Parchim (im Mecklenburg-Schwerinischen) 1741 geboren wo er bei seinem Vater, Pastor, den ersten Unterricht in der Stadtschule genoß, dann im 9. Jahre nach Rostock auf die Schule und nachher auf die Akademie daselbst kam, und hier die theologischen Wissenschaften zum Hauptgegenstand seiner Studien machte. Zu Bützow, wohin er 2 Jahre darauf ging, zog mehr Philosophie und hauptsächlich Physik seinen Geist an, ob er gleich beim Friedensfeste 1763 durch die Friedensrede, die er hier an der Stadtkirche hielt, sich sehr großen Beifall erwarb, und zum Predigtamte ganz vorzüglich bestimmt zu sein schien. Indessen fand er doch für besser, nach einiger Zeit in Leipzig, wohin er von Rostock aus (1764 oder 65) sich gewendet hatte, der Philosophie und den Sprachen sich noch mehr zu widmen, erwarb sich auch durch Unterricht, durch Vorlesungen und durch Uebersetzungen seinen Unterhalt, und wählte endlich unter mehreren, den Ruf nach Berlin als Professor am Joachimsthalischen Gymnasium, wo er denn auch mit großem Beifall lehrte, bald Mitglied der königl. Akademie [318] der Wissenschaften ward, und auch den größten Theil seiner so sehr beliebten und bekannten Werke fertigte. Späterhin, als Lehrer des jetzigen Königs von Preußen, wurde er dem damaligen Regenten, Friedrich Wilhelm II, bekannter, und von diesem zum Oberdirector des Berliner Theaters gemacht, welche Stelle er theils aus Verdruß theils seiner schwankenden Gesundheit wegen im Jahr 1794 niederlegte und nun nach Schwerin ging. Beim Regierungsantritt des jetzigen Königs von Preußen vermochte er nicht, den dringenden Einladungen seines ehemaligen erhabenen Eleven zu widerstehen: er kehrte nach Berlin zurück, machte sich um die Akademie der Wissenschaften noch mehr verdient; trug durch seine gemeinnützigen treflichen Schriften das Seinige zum allgemeinen Wohl redlich bei; genoß die Achtung und den Umgang der vorzüglichsten Köpfe; ließ sich selbst durch seine Kränklichkeit, da er besonders an Hypochondrie unendlich litt, nicht zurückhalten, über seine Kräfte zu arbeiten, beschleunigte aber eben dadurch sein Ende noch mehr, welches durch die Reise, die er zu seiner sich nach ihm sehnenden Mutter noch einmal unternahm, vollends ganz herbeigeführt wurde. Er starb in seinem Geburtsort am 28 Juni 1802. Die Kritik des Geschmacks und der Kunst verdankt Engeln eben so viel in ihren neueren Fortschritten, als die praktische und populäre Philosophie. Sein Philosoph für die Welt, welcher bei so vielen feinen Bemerkungen über Sitten und Menschen, hauptsächlich allen seinen Bemerkungen ein hohes Interesse giebt, sie mit so schöner Klarheit und Deutlichkeit vorträgt, und ihnen durch seine Darstellung neuen Reiz und Stärke verschafft, und so zugleich Kopf und Herz des Lesers beschäftiget, weist ihm eben so, wie sein späterhin geschriebener Fürstenspiegel, einen bedeutenden Posten unter den philosophischen Schriftstellern Deutschlands an; seine Ideen zu einer Mimik, mit einer großen Menge erläuternder Kupfer von Meil, zeigen so viel Scharfsinn, Menschenkenntniß und Geschmack, verbreiten über diese Kunst und über andere damit verwandte Künste, deren Möglichkeit [319] nicht nur, sondern auch Brauchbarkeit er so einleuchtend macht, so viel Licht, daß der wahre Schauspieler auch ihn als den treflichsten Lehrer verehren muß, wenn er sich nicht schon seiner als dramatischen Schriftstellers (durch seinen Edelknaben, den dankbaren Sohn etc.) dankbar erinnern müßte. – In seinem treflichen Zeit- und Sittengemälde, Lorenz Stark, setzte er zugleich seinem Großvater Brasch, einem reichen Kaufmann und Rathsherrn in Parchim, ein bleibendes Denkmal.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 318-320.
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