[407] Johann Trithemius, oder Johann von Trittenheim, ein berühmter Abt, geboren zu Trittenheim, ohnweit Trier, 1462. Sein Vater, Johann Heidenberg, ein armer Winzer, starb ihm schon im ersten Jahre, und sein Stiefvater, den er nachher erhielt, wollte ihm das Studiren nicht erlauben. Allein dei der außerordentlichen Lust dazu begab sich der Knabe des Nachts, wenn seine Eltern schliefen, zu einem Nachbar, wo er sich im Lesen, Schreiben etc. unterrichten lies; endlich aber machte er sich doch heimlich fort und nach Trier, ging dann nach Heidelberg, und fand bald eine sehr gute Gelegenheit, sich dem Studiren ganz zu widmen. Nachdem er hier, so ganz seinen Wünschen gemäs, den Grund seiner in der Folge so ausgebreiteten Gelehrsamkeit gelegt hatte, wollte er (1482) wieder in seine Heimath zurück; allein unterwegs durch sehr ungestümes Wetter in dem Benedictiner-Kloster St. Martin zu Spanheim aufgehalten, nahm er, indem er diesen Aufenthalt für einen Wink der Vorsehung hielt, nach wenigen Tagen den Orden selbst an. Sein Studiren setzte er hier mit so unermüdeter [407] Thätigkeit fort und erwarb sich in kurzer Zeit einen solchen Grad von Gelehrsamkeit, daß er, obgleich der jüngste in dem Kloster, doch im folgenden Jahre zum Abt gewählt wurde: eine Würde, die er 23 Jahr hindurch mit solcher Pünktlichkeit und Treue versah, daß nicht nur die Schulden des Klosters getilgt, sondern auch die veräußerten Guter wieder eingelötet, verbessert, die Bibliothek vermehrt und die gute Disciplin wieder hergestellt wurde. Da nun hierauf Trithem im Jahre 1505, auf Bitten des Pfalzgrafen am Rhein, Philipp, eine Reise nach Heidelberg vornahm, so erregten einige Unzufriedene in der Abtei unterdessen Aufwiegelungen gegen ihn, und da ihm ohnedies die Stelle eines Abts zu Würzburg angetragen wurde, so nahm er diese 1506 an, ohne dorthin wieder zurückzukehren, und begleitete diese Würde bis an sein Ende 1516. Trithem war nicht blos in der Theologie und Philosophie, sondern auch in der Mathematik, Geschichte und andern Wissenschaften als ein sehr gelehrter Mann bekannt, ja, seine Gelehrsamkeit verschaffte ihm damals den Ruf, daß er als ein Magus einen geheimen Geist immer zur Seite habe, der ihm verborgene Dinge eröffne etc. Außer seinen historischen, moralischen und philosophischen Schriften hat er auch mehreres über geheime Wissenschaften (z. B. über den Stein der Weisen, über Steganographie etc.) geschrieben.