[562] [562] Litthauen, dessen einheimischer Name Litwa ist, von Oestreich und Preußen begränzt, hat zwar ebenen, flachen Boden, aber große Waldungen, Getreide, Vieh, Wachs und Honig. Die vornehmsten Flüsse darin sind der Dnieper, Dniester, Dwina, Niemen etc., in den Wäldern, ist viel Wildpret, und das Land treibt mit Korn, Wachs, Honig, Zobelfellen, Wölfen, Bären, Leder, Wolle, auch sehr guten, wiewohl kleinen, Pferden einen ansehnlichen Handel. – Die Litthauer, welche ursprünglich zu den Letten (s. d. Art.) gehören, finden sich schon im eilften Jahrhunderte, wo sie zu den zinsbaren Völkern der russischen Monarchie gezählt werden; sie machten sich, als in Rußland unter Wladimirs Nachfolgern große innerliche Zwistigkeiten entstanden, von der russischen Obergewalt frei, und wurden nach und nach durch allmählige Vergrößerungen ihren Nachbarn furchtbar. Ringold führte im 13. Jahrhunderte schon den Titel eines Großherzogs, und unter seinem Sohne Mendog und dessen Nachfolgern kam das ganze litthauische Rußland von Großrußland ab. Gedemin machte sich Kiew unterwürfig, und Jagello, der sich 1386 taufen ließ, verband durch seine Vermählung mit der polnischen Königin Hedwig Litthauen und die eroberten russischen Provinzen mit dem polnischen Staate. Seitdem war Litthauen immer mit Polen vereint. – Bei der bekannten Theilung 1773 gab Litthauen den ganzen Antheil, welchen Rußland erhielt, her, woraus die nachherigen Statthalterschaften Mohilew und Polotzk errichtet worden sind. Bei der folgenden Theilung 1793 verlor es abermals auf 1731 Q. Meilen eine Menge von 850,000 Menschen. Endlich siel der letzte Ueberrest von Litthauen 1795 an das russische Reich, welcher die jetzigen Statthalterschaften Wilna und Slonimsk ausmacht. Und in diesen Provinzen des russischen Reichs leben denn auch Litthauer, aber überall mit Russen und Polen vermischt, daher sich auch ihre Volksmenge nicht genau angeben läßt.
Noch ist der Theil von preußisch Litthauen zu bemerken, welcher unter dem Namen Litthauisches Kamme-r Departement 3 Kreise, nemlich [563] den Insterburger oder Litthauer, den Oletzkoer und den Sehestener Kreis enthält, und nicht minder fruchtbar, auch sehr gut angebaut ist.