[62] *Minorca (auch Menorca) ist die kleinere unter den Balearischen Inseln (s. d. Art.), aber ungleich rauher, als Malorca, weil der Nordwind dort außerordentlich hauset. Auf 236 Quadrat M. leben ungefähr 32,000 Menschen. Die kahlen Berge sind hier gar nicht so bedeutend, als in Malorca, und der Mont Toro ist der höchste darunter. Indessen sind die Hohen der fruchtbarste Theil der Insel, und die einzigen Getreidearten Weizen, Gerste und Mais; doch reichen sie nicht zum Bedürfniß hin. Weinbau und Obstzucht werden am sorgfältigsten betrieben, auch ist an Gemüsen und Gartengewächsen Ueberfluß, der Honig trefflich und spanischer Pfeffer und Kapern werden hier in Menge gezogen. Obgleich diese Insel an Wohlstand Malorca sehr nachsteht, so ist dennoch ihre Lage so vortheilhaft, daß, würde sie besser benutzt, es bald eine Hauptniederlage des mittelländischen Meeres und eine der einträglichsten Besitzungen sein könnte. Uebrigens stehen die Bewohner, obgleich lebhafter und geschmeidiger, dennoch an Biederkeit und Gutmüthigkeit den Malorcanern sehr nach; und merkwürdig [62] ist auch ihre Gleichgültigkeit und Gelassenheit bei den politischen Veränderungen ihres Vaterlandes. Die Hauptstadt ist Mabon, von ungefähr 11 bis 12,000 Einwohnern, auf einem Felsen und an einem Hafen gelegen. Die Straßen sind zwar eng und steil, aber die Häuser von außerordentlicher Reinlichkeit – Im J. 1798 bemächtigten sich die Engländer dieser Insel, welche dann in Rücksicht des Handels sehr ansehnliche Fortschritte machte. Allein nach dem Frieden von Amiens wurde die Insel 1802 wieder zurückgegeben.
Brockhaus-1809: Minorca