Morea oder Peloponnes

[75] Morea oder Peloponnes, eine bergichte Halbinsel und der südlichste Theil von Griechenland, hängt durch einen schmalen Strich Landes (den korinthischen Isthmus) mit dem eigentlichen Griechenland zusammen, und hat jenen Namen entweder von ihrer Aehnlichkeit mit einem Maulbeerblatte, oder von der Menge der dort befindlichen Maulbeerbäume, unter den letzten griechischen Kaisern bekommen. Ein fruchtbares Land an Getreide, edeln Baumfrüchten, Wein, Oel, an Seide, Baumwolle etc. Einen Hauptartikel der Ausfuhr machen auch die sogenannten Korinthen, oder kleinen getrockneten Weinbeeren, welche man [75] jährlich auf 80,000 Centner schätzt. – Auch Morah Wilajeti genannt, steht es unter einem Pascha von 3 Roßschweifen, ist in 4 große Provinzen eingetheilt und soll ein: Bevölkerung gegen 400,000 Seelen enthalten.

In der alten Geschichte hatte diese Insel, noch mehr unter dem Namen Peloponnes bekannt, einen großen Ruf auch um der mancherlei mythologischen Dichtungen, welche hieher versetzt wurden. Die Lernäische Schlange, (s. d. Art. Hydra); die Centauren; die berühmten Stymphaliden in dem daselbst gelegnen See haben des Herkules Namen, der alle diese Ungeheuer erlegte, zugleich mit dem Peloponnes verherrlicht; auch die Flusse Alpheus und Eurotas, so wie der Berg Maina (s. Mainoten in d. N.), sind bekannt genug. – Nach verschiedenen Veränderungen wurde diese Halbinsel von dem griechischen Kaiser Emanuel 1150 unterjocht; kam nach mehreren Schicksalen unter Mahomet II. in die Gewalt der Türken, denen sie zwar, gegen das Ende des 17. Jahrhunderts durch die Venetianer abgenommen, aber im J. 1715 von den Türken wieder erobert wurde, welche sie auch durch den Passarowitzer Frieden 1718 behielten, und trotz mehrerer Landungen und Versuche der Russen im J. 1770, immerfort behaupteten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 75-76.
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