[202] Pāris, dieser berühmte Trojanische Prinz und [202] die traurige Ursache des verderblichen Trojan. Kriegs, war der Sohn des Priamus und der Hecuba. Der Traum der letzteren während ihrer Schwangerschaft (s. Nachtr. I. 438.) deutete auf des Reiches Untergang: daher ließ Priamus den Prinz sogleich bei der Geburt auf dem Berge Ida aussetzen; allein Archelaus, welcher dies verrichtet hatte, fand ihn nach fünf Tagen unversehrt – er war von einer Bärin gesäugt worden – wieder, nahm das Kind mit sich, zog es unter den Hirten auf und gab ihm jenen Namen Paris. In der Folge zeichnete sich der heraufgewachsene Knabe durch Verstand und Tapferkeit aus, ja er ward sogar von drei Göttinnen zum Schiedsrichter gewählt. Eris hatte nemlich, aus Rache, daß sie bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis übergangen worden war, einen goldnen Apfel mit der Aufschrift: Der Schönsten in den Hochzeitsaal geworfen; Minerva, Juno und Venus machten Ansprüche darauf, und da Jupiter nicht entscheiden wollte, so schickte er sie auf den Ida zum Paris. Dieser, durch die außerordentlichsten Versprechungen in Verlegenheit gesetzt – Juno versprach, ihn zum reichsten und mächtigsten König, Minerva, ihn zum weisesten und berühmtesten aller Sterblichen zu machen; Venus versprach ihm das höchste Glück der Liebe und das schönste Weib – foderte, sie unverhüllt zu sehen: dies geschah, nur Venus behielt ihren Zaubergürtel, und für sie fiel auch die Entscheidung aus: die Rache der andern beiden Göttinnen (die hierin den sterblichen Weibern nichts nachgaben) war nun unversöhnlich. Bald wurde nun auch Paris bei Gelegenheit gewisser feierlicher Spiele, wo er über Alle den Sieg davon trug, durch Cassandraʼs Wahrsagekunst als der ausgesetzte Sohn des Priamus erkannt, und von diesem freudig aufgenommen. Nach einiger Zeit, von seinem Vater zu einer Expedition nach Griechenland gesendet, kam Paris auch an den Hof des Menelaus: hier fand er das schönste Weib, Helene, des Menelaus Gemalin, ward leidenschaftlich in sie verliebt, und da ihr Gemal nach Creta reisete, entführte er sie und brachte sie nach Troja, wodurch der berühmte Trojanische Krieg (s. d. Art.) entstand. Hier stieß er unter andern auf Menelaus, aber, durch die Venus in einen [203] Nebel gehüllt, wurde er jenes Rache entzogen; indessen blieb er doch endlich, durch die vergifteten Pfeile des Philoctet tödtlich verwundet, in jenem Kriege selbst, zu welchem er die traurige Veranlassung gegeben hatte. S. übr. die Art. Helena (i. d. N.) und Troj. Krieg.
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