Sicilien

[354] * Sicilien, diese schon in den ältesten Zeiten wegen ihrer Verbindung mit Rom und Carthago so wichtige Insel, hatte ihren Namen von einem italischen Volke, Siculer, welche 1184 vor Chr. sich hier festsetzten. In der Folge eroberten die Carthager fast ganz Sicilien, wurden aber von den Römern 241 vor Chr gezwungen diese Eroberungen aufzugeben, und diese machten sich nun (200) zu Herren von ganz Sicilien. Bei der großen Völkerwanderung bemächtigten sich im 439. Jahre nach Chr. die Vandalen dieser Insel, 669 eroberten sie die Saracenen: und diesen entrissen sie nachher zum Theil die Griechen, bis endlich (unges. 1041) beide von den Normännern vertrieben wurden. Roger I. nahm, nachdem er noch mehrere Länder an sich [354] gebracht hatte, 1127 den Titel eines Königs von Sicilien an, und 1191 brachte Kaiser Heinrich VI., da er schon Herr von Neapel war, auch noch durch seine Heirath mit Constantien, der Erbin Siciliens, dieses selbst an sich. Carl von Anjou, seit 1263 König beider Sicilien, verlor 1282 durch die berüchtigte Sicilianische Vesper (s. d. A.) Sicilien: Peter III. von Arragonien machte nun seine Ansprüche geltend und ward König von Sicilien. König Alphons V. von Arragonien und Sicilien eroberte das Königreich Neapel (zeither von dem Hause Anjou beherrscht) und so blieb nun Sicilien seit dieser Zeit bei Arragonien, und die Könige von Spanien als Arragonische Könige blieben bis zum Utrechter Frieden (1713) Herren von Sicilien: hier wurde diese Insel dem Herzoge von Savoyen mit dem Titel eines Königs von Sicilien überlassen; da dieser sie aber 1720 an Oestreich abtrat, so blieb dieses bis 1736 in dessen Besitz, wo Don Carlos sich zum König von Sicilien und Neapel machte, und nachher bei seiner Thronbesteigung von Spanien 1759 beide Reiche seinem dritten Sohne Ferdinand IV. abtrat. Dieser war es, welcher in der neuesten Staatenumwälzung und bei den wiederholt ausgebrochenen Feindseligkeiten mit Frankreich (s. d. Art. Neapel i. d. N.) am 23. Jan. 1806 Neapel mit dem Rücken ansehen und sich nach Sicilien flüchten mußte, auf welche Insel er denn auch blos allein sich jetzt eingeschränkt sieht, und bei welcher noch dieselbe Eintheilung Statt findet, welche bei dem Hauptart. Neapel (Th. III. S. 224.) aufgeführt ist. – Die Bewohnerzahl rechnet man jetzt auf 1,430,000. Die Geistlichen (deren Anzahl, mit Einschluß aller zur Klerisei gehörigen Personen, an 30,000 angegeben wird) haben äußerst wichtige Einkünfte, und der König handelt als höchstes Oberhaupt der Kirche; der Erzbischof oder Primas von Palermo ist die zweite Person im Staate. Indessen sind durch ein Decret vom 13. Febr. 1807 die geistlichen Orden v. d. R. des heil. Bernhardt und Benedict aufgehoben und das Eigenthum der Orden zu den Krondomainen geschlagen. – Die Staatseinkünste schätzt man auf 1 Million Thaler.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 354-355.
Lizenz:
Faksimiles:
354 | 355
Kategorien: