[505] Thomas Woolston, ein wegen seiner Irrlehren berühmter englischer Gottesgelehrter, geb. 1669 zu Northampton. Eines Kaufmanns Sohn, studirte er zu Cambridge, wurde nach einigen Jahren Mitglied des Sidney-Collegiums und studirte die Theologie mit solchem Fleiße, daß er durch allzustarkes und anhaltendes Nachdenken ganz verrückt und deshalb auch 4 Jahre lang eingeschlossen wurde. Demohngeachtet blieben ihm die Einkünfte als Mitglied jenes Collegiums und nur erst 1721 wurde er wegen seiner ärgerlichen Schriften davon ausgeschlossen, worauf er nach London ging. Hier wurden nun seine Meinungen deutlicher: er behauptete, die heilige Schrift dürfe gar nicht buchstäblich verstanden werden und in seinen 6 Gesprächen über die Wunder unsers Heilandes (Discourses of the miracles of our Saviour) erklärte er diese blos für Allegorieen. Allerdings erregte dies so großes Aufsehen, daß er 1728 in Verhaft gebracht und nur unter der Bedingung wieder frei gelassen wurde, daß er wegen seines bessern Verhaltens 100 Pf. Sterl. Cantion stellte. Da er aber demohngeachtet in seinen Behauptungen [505] fortfuhr, so wurde er im folgenden Jahre abermals verhaftet, auf des Königs Befehl angeklagt und trotz seiner und einiger Freunde Vertheidigung zu einer Strafe von 25 Pfd., 1 Jahr Gefängniß und 2000 Pf. Caution verurtheilt. Da er diese nicht leisten konnte, blieb er im Gefängnisse bis an sein Ende, welches 1733 erfolgte, nachdem er wegen seiner Meinungen viel Mißhandlungen selbst von Privatpersonen, hatte erfahren müssen. Seinem Charakter mußte übrigens jedermann das Zeugniß geben, daß er sehr brav, mäßig, uneigennützig und voller Sanftmuth gewesen sei.