Weigelianer

[485] Weigelianer ist der Name einer gewissen Secte Fanatiker, welche zu Anfange des 17. Jahrhunderts entstanden und die Irrthümer und Lehrsätze eines gewissen Valentin Weigels, Pfarrers zu Zschopau (geb. zu Hayn 1533, gest. 1588), weiter verbreiteten. Dieser statuirte nämlich ein besondres selbstständiges und allen Menschen angebohrnes innerliches Licht, und erkannte daher die heil. Schrift keinesweges für die einzige Norm unsers Glaubens und Lebens; ferner behauptete er in der Lehre von der Schöpfung, daß alle Dinge oder Creaturen ein Ausfluß des göttlichen Wesens wären, welche auch ihr Wesen von Gott hätten etc. Eben so hatte er in Ansehung der Dreieinigkeit, der Menschwerdung Christi etc. ganz besondre Meinungen, welche alle er in seinen Schriften vorgetragen hatte. Diesen nun hiengen jene Weigelianer, zu welchen man die neuen Propheten, die Rosenkreuzer, Chiliasten etc. rechnete, an, und suchten nun jene Grundsätze weiter zu verbreiten. So gab es zu unsäglichen Streitigkeiten, Widerlegungen [485] und Verketzerungen Anlaß, welche bis in das 18. Jahrhundert hinein dauerten, und unzähliche Schriften veranlaßten.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 485-486.
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