Zittau

[523] Zittau, eine von den bedeutendsten und schönsten Sechsstädten der Oberlausitz, und zwar zum Görlitzer Hauptkreis gehörig, an dem Mandau-Strom (Altwasser) in einem angenehmen Gefilde auf einem Hügel gelegen, mit schönen Straßen, einem Waisenhause, einem Gymnasium, einer ansehnlichen Bibliothek etc. Die Stadt, deren Einwohner ungefehr auf 8000 angegeben werden, hat nicht nur einen vorzüglichen Nahrungszweig an der Bierbrauerei, sondern sie ist auch der Hauptsitz des Lausitzischen Garn- und Leinwandhandels (wie sich denn überhaupt die Ausfuhr aller Handelsartikel im J. 1796 gegen 800,000 Thaler am Werthe belief), indem auch die Tuch- und Leinwandfabriken hier von großer Bedeutung sind. Die Umgebungen zeichnen sich durch trefliche Gärten in den ansehnlichen Vorstädten, durch ringsherum liegende schöne Dörfer und dann in der Ferne durch die vielen amphitheatralisch sich dem Auge darstellenden Gebirge und Schlösser, als den Oybin (s. d. Art. i. d. N.) Gräfenstein, Friedland u. m. aus. Merkwürdig ist auch diese Stadt wegen der vielfachen Belagerungen und Eroberungen, die sie selbst in den ältesten Zeiten erfahren hat. Schon in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Erbauung, d. h. seit 1255, wo sie Premislaus III, [523] König von Böhmen, zur Stadt erhob, zeigten sich die Zittauer als sehr tapfre Männer. In dem Hussiten- Kriege wurde die Stadt sehr oft und heftig angefochten; in dem 30jährigen Kriege mußte sie, als Paß von Böhmen, viele Kriegsdrangsale, Besetzungen, Belagerungen, Plünderungen, und noch in dem 7jährigen Kriege in den Jahren 1756 und 1757 sehr viel durch das Bombardement der Oestreicher erdulden, wo 564 Häuser eingeäschert wurden und viele Einwohner ums Leben kamen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 523-524.
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