[382] Perspektīve (lat.), Aussicht auf eine Gegend oder in die Zukunft; dann die Lehre von der Darstellung von Gegenständen auf einer gegebenen Fläche, wie sie von bestimmtem Standpunkte aus nach Gestalt und Farbe dem Auge erscheinen; die Linear- oder Linien-P. lehrt die rein geometr.-konstruktiven Regeln zur Darstellung der Gestalt und Lage der gesehenen Gegenstände auf der Bildebene, die Farben- oder Luft-P. lehrt die Beeinflussung der Farbentöne durch die zwischen Objekt und Auge liegenden dickern oder dünnern Luft- und Dunstmassen. Die Linear-P. ist eine Zentralprojektion, bei welcher das Auge das Projektionszentrum bildet und die Bildebene zwischen diesem und den Gegenständen liegt. Man erhält die perspektivischen Linien der Originalgegenstände, wenn man zwischen diese und das Auge eine Glastafel bringt und auf dieser die gesehenen Linien nachzieht. Dabei liegen entsprechende Punkte des Originals und des Bildes auf Geraden, die im Auge zusammentreffen (Sehstrahlen). [Abb. 1360: A Auge des Beschauers, der auf der Horizontalebene H steht; GG1 Originalgegenstand; gg1 dessen perspektivisches Bild, erhalten durch die Schnittpunkte der Sehstrahlen AG, AG1 mit der Bildebene B; hh Horizont (in Augenhöhe).] Liegt bei der Linear-P. der Augenpunkt in der Höhe eines Mannes über dem Horizont, so heißt die Konstruktion gewöhnliche oder Feld-P., liegt er tiefer, Frosch-P., liegt er höher, Kavalier-P., wenn noch höher, Vogel-P. Besondere Arten der P. sind die Reliefperspektive (s.d.) und die Theaterperspektive.