[185] I. Erze. Von allen Metallen kommen nur Gold, Silber, Kupfer und Quecksilber, aber auch diese nur ausnahmsweise, gediegen in der Erde vor, alle andern und selbst größere Mengen der sog. Edelmetalle müssen durch Verhüttung ihrer Erze gewonnen werden. Diese bergmännisch gewonnenen Erze sind in ihrem Metallgehalt außerordentlich verschieden, manchmal von sehr hohem, oft von geringem Wert. Die Statistik gibt über die gewonnenen Mengen nur wenige Länder Aufschluß, und erst die Verhüttung der Metalle gestattet einen freilich auch wenig sichern Rückschluß bez. eine Schätzung der Menge der verbrauchten Erze. Der folgenden Tabelle sind deshalb zuverlässigere Angaben über die Metallgewinnung der ganzen Erde aus dem J. 1904 eingefügt worden. Anzunehmen sind als gewonnene Mengen:
Über die Erze der Edelmetalle fehlen nahezu alle Angaben, so daß nicht einmal eine Schätzung möglich ist.
Sowohl nach ihrer Menge wie nach ihrem Werte nehmen Eisen und Eisenerze den ersten Rang ein. In den hierfür wichtigsten Ländern betrug die Gewinnung, Ein- und Ausfuhr von Eisenerzen in Tausend Tonnen:
Die früher sehr mächtigen Eisenerzlager in England, Belgien, für Magnet- und Brauneisenerze auch in Deutschland, sind allmählich geringer geworden, und diese Länder sind genötigt aus Schweden, Spanien, Algier und Italien zu beziehen. Deutschland besitzt dagegen sehr reichhaltige Lager der für seine Thomasstahlproduktion wichtigen phosphorhaltigen Minetteerze in Lothringen. Der Wert der 1904 gewonnenen deutschen Eisenerze stellte sich auf 76,7 Mill. M, demnach 3,48 M für die Tonne. Im Eisenerzbergbau beschäftigt waren über 41.000 Bergleute.
Für die in der Bleiindustrie meistbeteiligten Länder betrug im Durchschnitt der letzten Jahre die Gewinnung, Ein- und Ausfuhr von Bleierzen in Tonnen:
Der Wert der 1904 in Deutschland geförderten Bleierze betrug 14,7 Mill. M, demnach durchschnittlich 89,4 M für die Tonne.
Für Kupfererze kommen in der Hauptsache die nachstehenden Länder in Betracht (Menge in Tonnen):
Aus Spanien, Japan und Chile scheinen keine zuverlässigen Mitteilungen über Kupfererze vorhanden zu sein.
Nennenswert wären ferner, wenn auch mit geringerer Produktion, Australien, Kapland, Peru, Rußland, Norwegen, Italien, Bolivia. Der Wert der 1904 in Deutschland gewonnenen Kupfererze betrug 21,7 Mill. M, d. i. 27,22 Mill. M für die Tonne.
Zinkerze finden sich vorzugsweise in Deutschland (Oberschlesien und Rheinland), Belgien und den Ver. Staaten von Amerika, in geringerer Menge in England, Frankreich, Spanien, Österreich, Italien, dem südwestl. Polen und andern Ländern. 1904 produzierte Deutschland 715.732 t im Werte von 39,5 Mill. M (55,16 M für die Tonne). Gewinnung, Ein- und Ausfuhr betrug in Tonnen:
Die Hauptlagerstätten der Zinnerze sind die Straits Settlements, namentlich die Halbinsel Malaka, ferner Australien, Bolivia und Japan. In England scheint die Gewinnung der Zinkerze nach und nach ganz zu erlöschen. In Deutschland wurden 1904 nur 99 t im Werte von 53.000 M (536,60 M für die Tonne) gewonnen, wenig mehr in Österreich. Die Gesamtproduktion der Erde wird auf etwa 200.000 t im Werte von 130 Mill. M geschätzt.
Gold wird nur zu einem Teile (in Südafrika, auch in einzelnen Bezirken von Australien, Mexiko und am Ural) bergmännisch gewonnen. An andern Orten (Nordamerika) werden die goldhaltigen Gesteine und Erden zerkleinert und geschlämmt, wobei das meist gediegene Gold seiner Schwere wegen zuerst zu Boden fällt.
Silbererze finden sich in vielen Ländern, so in den Ver. Staaten von Amerika, in Mexiko, Bolivia, Peru, Chile, Japan, auch mit sehr silberarmen Erzen in Deutschland. Wie beim Gold bildet auch beim Silber der Gehalt an gediegenem Metall in der Regel nur einen geringen Bruchteil des bergmännisch gewonnenen Gesteins. Deutschland liefert gegen 12.000 t Gold- und Silbererze, die aber nur einen Wert von 1,4 Mill. M besitzen. Eingeführt wurden 1904 an Silbererzen 5176 t (Wert 3,4 Mill. M), um die inländischen geringwertigen silberhaltigen Bleierze für die Verhüttung aufzubessern.
Die seltenern Platinerze werden bergmännisch fast nur in Rußland abgebaut, in Kalifornien, Australien und Borneo meist durch Auswaschen aus dem Sande und dem aufgeschwemmten Boden der Flußtäler gewonnen. Die Einfuhr von Platinerzen betrug 1904 in Deutschalnd 71 dz im Werte von 13,1 Mill. M.
Quecksilbererze kommen im Handel selten vor, höchstens in der Schwefelverbindung als Zinnober. Die wenigen Fundstätten liegen in Spanien, Krain, Kalifornien, China, Japan, Mexiko, Peru und Rußland.
In der ersten Tabelle dieses Artikels sind nur die Erze bez. Metalle erwähnt, die in großen Mengen vorhanden oder wie die Edelmetalle sehr wertvoll sind. Über die Erze der seltenern Metalle, wie Kobalt, Nickel, Wismut, Antimon, Chrom, Mangan, sind die Angaben sehr lückenhaft. Selbst die musterhafte deutsche Bergbaustatistik, der wir in der nachstehenden Tabelle folgen, führt derartige Erze nur in ihrer Summe auf. Es betrug in Deutschland 1904 in Tonnen:
Die Gesamtgewinnung im J. 1902 betrug 1.403.407 t im Werte von 8,7 Mill. M.
Für Chromerz waren bis etwa 1880 die europ. und asiat. Türkei nahezu die einzigen Lieferanten mit einer Ausfuhr von jährlich 40.000 t. Sie deckt noch jetzt die Hälfte des Bedarfs, aber 1893 führte Neukaledonien schon 21.437 t, Kanada 3020 t aus, und weitere Sendungen sind aus neu erschlossenen Lagerstätten in Nordamerika, Australien, Ostindien, Neufundland, Rußland, Griechenland zu erwarten.
Zur Herstellung des Aluminiums sind verschiedene Tone und tonhaltige Erden und Gesteinsarten erforderlich, die jedoch meist durch Tagebau, also nicht bergmännisch gewonnen werden. Dasselbe gilt von einer Anzahl von Erden und Gesteinsarten, z. B. vom Fluß- und Schwerspat, von Gips und Kalk, Asbest, Strontian, Dolomit, Graphit u. a., die vorwiegend im Tagebau und nur selten bergbaulich gewonnen werden. – Ähnlich liegen die Verhältnisse für Schwefel. Die Produktion der Erde wird zu 620.000 t berechnet, davon 1904 in Sizilien 560.000 t, wovon 475.745 t ausgeführt wurden. Die Ver. Staaten von Amerika führten 1904 für 2.463.779 Doll. Rohschwefel ein.
Steinsalz ist in Deutschland in sehr mächtigen Lagern vorhanden (Prov. Brandenburg, Posen, Holstein), die ihrer Tiefe wegen noch der Erschließung harren. Aus günstiger gelegenen, vielfach verteilten deutschen Bergwerken werden durchschnittlich jährlich über 1 Mill. t (Wert fast 5 Mill. M) gewonnen, außerdem (nicht bergmännisch) 580.000 t im Werte von 16 Mill. M aus wässeriger Lösung (erbohrte Solquellen). – Berühmt und bis jetzt in solcher Reichhaltigkeit nur in Deutschland vorhanden sind die Kali- und Abraumsalze in Anhalt (Leopoldshall) und in der Prov. Sachsen (Staßfurt). Die durchschnittliche Jahresgewinnung beträgt 3.400.000 t im Werte von 40 Mill. M, die Ausfuhr (1904) 631.762 t im Werte von 13,1 Mill. M.
II. Kohlen. Für Stein- und Braunkohlen (letztere werden nur in wenig Ländern bes. aufgeführt) betrug 1904 in den wichtigern Produktionsländern:
Der Wert der jährlichen Kohlengewinnung ab Zeche dürfte wohl 9000 Mill. M. erreichen, vielleicht übersteigen.
Unter den 900 Mill. t Steinkohlen befinden sich auch die vorzüglichen Braunkohlen aus Österreich-Ungarn, namentlich aus Böhmen (23 Mill. t), sowie die etwas minderwertigen des Deutschen Reichs (48,5 Mill t), auch von Frankreich (664.159 t). – Von Koks wurden 1904 in Deutschland 12.331.163 t, von Briketts 11.413.467 t hergestellt. Aus fast allen andern Ländern fehlen hierüber die Angaben. – Dasselbe gilt von dem Torf. Der letztere findet sich freilich in sehr wechselnder Güte und Menge in fast allen Ländern, besitzt aber die Eigenschaft, sich nach dem Abbau neu zu ergänzen, was von den Stein- und Braunkohlen heute nicht mehr gilt. Deshalb ist die Frage sehr wichtig, welche Kohlenmenge das Erdinnere noch birgt. Nach Schätzungen betragen die für die Bergbautechnik noch erreichbaren Steinkohlenvorräte:
Ohne Zweifel harren noch unbekannte Kohlenlager, z. B. in China, in Afrika, Südamerika, ihrer Entdeckung und Aufschließung.
Neben dem Hausbrand sind die stärksten Verbraucher der Kohlen die Industrie, bes. die Eisenindustrie, die Dampfschiffahrt und die Eisenbahnen.
Im Durchschnitt der letzen Jahre wurden pro Kopf der Bevölkerung (Braunkohlen, soweit bekannt, eingerechnet) verbraucht:
Beschäftigt waren 1903 im deutschen Kohlenbergbau 522.823 Arbeiter, die bei einem Durchschnittslohn von nahezu 1000 M (mit Einrechnung der jüngsten Arbeiter) etwa 500 Mill. M verdient haben werden. In demselben Jahre betrug der Wert der deutschen Kohlenerzeugung für Steinkohlen 1005,2 Mill. M (8,62 M für die Tonne), für Braunkohlen 107,4 Mill. M (2,34 M für die Tonne). Nahezu die Hälfte des Preises ab Zeche entfiel somit auf die Arbeitslöhne.
Angesichts der sehr verschiedenen Heizwerte (s. unten) der einzelnen Kohlensorten weichen die Marktpreise sehr voneinander ab. Gezahlt wurden im Mai 1905 in Mark z. B. im Groß- und Kleinhandel:
Als ein den Kohlen verwandtes Heiz- und Beleuchtungsmaterial wäre noch das Petroleum zu erwähnen, das durch Bohrungen erschlossen, sonst aber nicht bergbaulich gewonnen wird. Im Durchschnitt der letzten Jahre betrug die Gewinnung 11,3 Mill. t in Rußland, 10,2 in den Ver. Staaten von Amerika, auf der ganzen Erde 25 Mill. t, darunter 60.000 t deutsches, freilich schwerflüssiges und geringerwertiges Petroleum, etwa 5 Proz. der deutschen Einfuhr von 972.778 t im Werte von 72 Mill. M.[185]
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